Steyrer Wochenblatt, Juli 1945, Blatt 4

Steyrer Wochenblatt Seite 4 Forum des Neuen Theaters heraus. Sepp Ram¬ mer, ein talentierter Maler, zauberte uns die Ku¬ lissen auf schnell organisierten Kartons und schuf den Rahmen für die kommenden Ereignisse Wir engagierten noch die notwendigen Kräfte aus Wien und brachten Kostüme, Perücken und sonstige Theater=Utensilien mit. Ein leichtes Lampenfieber zitterte in uns allen. Als wir aber im festlich erleuchteten Raum vor das freudig erwartende Publikum treten durften, da fühlten wir alle in uns ein heißes Glücks¬ gefühl aufströmen. Die Premiere war gestartet. Ich glaube, dieses Glücksgefühl überströmte alle An¬ wesenden. Daraus schöpft der Künstler neue Kraft Es ist der Lohn des Künstlers, Freude schenken zu dürfen, Licht zu bringen in den grauen Alltag des Daseins“ Wir danken Herrn Treuberg und seinem En¬ semble für die frohen Stunden sorgloser Unterhaltung die sie uns geboten, und wünschen ihm weiterhin guten Erfolg. Theater und Kunst! „Der fidele Bauer.“ Eine alte Operette welche eine tiefe Moral besitzt. Ein Vater, welcher ein ganzes Leben spart und arbeitet, nur, um seinen Sohn studieren zu lassen. Nachdem dieser sein Ziel erreicht hat und ein bekannter Arzt wurde, schämte er sich, durch einen falschen bürgerlichen Dünkel an¬ gekränkelt, seines Vaters. Doch der gesunde verstand überwindet alles und glücklich schließt der alte Vater seinen Sohn wieder in die Arme. Gespielt wurde ganz ausnehmend gut. Den Lindoberer, den Bauer mit dem Herzen am rechten Fleck, gab Franz Huber. Ein außerordentlich be¬ gabter junger Charakterkomiker, der ohne alle Ueber¬ treibung eine feste Figur schuf. Vinzenz, sein Sohn war Ernst Jurina. Den „Zipfelhaubenbauer“ gab Gottfried Treuberg. Er vereinte Humor und Tragik und verstand es, uns unter Tränen lachen zu lassen. Der junge Künstler blieb uns das, was er war, unser alter Treuberg. Seine Tochter Anna# mierl wurde von Trude Loreck gegeben. Wir freuen uns ehrlich, sie wieder zu sehen. Denn wir erinnern uns noch gut an die vielen frohen Stunden, die sie uns seinerzeit schenkte. Ihr Temperament und Humor sprühte auch an diesem Abend wieder. Hans Macho, auch ein guter Bekannter, sang den Vinzenz. Der elegante junge Künstler sang sich gleich mit seinem ersten Lied in die Herzen der Steyrer. Sein schöner weicher Tenor wird uns sicher noch viel Freude be¬ reiten. Emmi Samek (rote Lise) und Ligia Kapra¬ lek (Heinerle) ein zu Herzen gehendes Duo. Aber auch alle die vielen anderen Mitwirkenden: L. Mil ler, E. Waldl, L. Horak, M. Waldl, die elegante Ille Borg u. a. trugen alles bei, den Abend zu gestalten. Die musikalische Leitung besorgte mit Umsicht Kapellmeister Dr. Ender. Die aus¬ nehmend schönen Bühnenbilder stammten aus der Hand von Sepp Rammer und die bekannt sorg ältige Einstudierung lag wieder bei Treuberg. Wir können mit Stolz sagen, Steyr hat wieder ein Theater, das über das Provinzniveau hinausragt. Neues Theater der Stadt Steyr sucht guten Schlagwerker wie auch 1. Geiger. Vorzustellen al Dienstag, den 3. Juli, von 10 bis 12 Uhr im Theater. der Theaterkanzlei. Aus Mittwoch, den 4., Donnerstag, den 5. Juli Großer bunter Kabarettabend. Humor Gesang und Tanz am laufenden Band. Es wirkt — Freitag, den 6. Juli mit: Das ganze Ensemble letzte Wiederholung des Schauspielerfolges Liebelei“. — Samstag, den 7., und Sonntag, den 8. Juli, zum unwiderruflich letzten Male: „Der fidele Bauer“ Mittwoch, den 11. Juli, Premiere der Schlager¬ operette „Die tolle Lola“, Operette in drei Akten — von H. Hirsch, in der Titelrolle Trude Loreck — Donnerstag, 12., und Freitag, den 13. Juli „Gespenster, Schauspiel in drei Akten von Henrik Samstag, 14., und Sonntag, den 15. Juli Ibsen. —Karten an den Vorverkaufs „Die tolle Lola. stellen: Schittengruber=Neuschönau; Wieser=Ennsleite Lebensmittelgeschäft, Traungauerstraße; Gegenhuber¬ Münichholz, Milchgeschäft und an der Tageskasse im Theater von 9 bis 12 Uhr und zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn. An alle Schachfreunde! Zwecks Gründung eines Arbeiter=Schachklubs in Steyr bitten wir alle Freunde des Schachspiels, auch Anfänger, um ihre Anschrift. Nähere Mitteilung folgt. Bekanntgabe der Adresse an: Bader, Orts¬ gruppe Münichholz, Göringstr. 37. Lokalnachrichten Sicherstellung der Ernährung auch bei den Steyr=Werken. Die Güter der Steyr=Werke, Hinterberg und Münichholz, wurden durch den Umbruch sehr stark in Mitleidenschaft gezogen Die Kulturen im Gewächshaus wurden ver¬ nichtet, der ganze Viehbestand abgetrieben, sämtlich so daß die Werke zur Gartengeräte entwendet Wiederaufnahme der Arbeiten erst selbst Rechen Hacken usw. herstellen mußten Nun ist aber auch hier wieder mit dem Aufbau begonnen worden, und man hofft, noch mit dieser Ernte einen guten Beitrag zur hiesigen Ernährung leisten zu können. Im Werk selbst sind innerhalb einiger Tage große Flächen, die augenblicklich nicht gebraucht werden, nutzbar gemacht worden. Die Kul¬ turen betreffen nicht nur den Kartoffelbau, sondern sie erstrecken sich auch auf alle Gemüsesorten Man hofft, auch den Biehbestand nach und nach wieder entwickeln zu können An alle Geschäftsleute! Das Wirtschaftsamt ersucht uns um folgende Mitteilung: Geschäftsleute, die noch nicht abgerechnet haben, müssen dies ehestens nachholen. Ebenso ist die baldige Abgabe der Marken aus der 75. Periode erwünscht. Die Fleischhauer werden ab kommender Woche auch Mittwoch vor¬ mittags von 8 bis 10 ihre Geschäfte offen haben. Die bisherige Geschäftsöffnung amFreitag und Samstag bleibt unverändert. Brennholz für den Winter. Bei den Förstern sind Holzzettel zu bekommen, die zur Beschaffung von Stangenholz berechtigen. Die Förster werden in der Vergebung nicht kleinlich sein

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