Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

63 Der heurige Winter war in Europa ganz verkehrt: denn während man in Russland und Schweden über unzeitige Wärme und Mangel an Schnee klagte, wären die Italiener, Griechen und Türken bald erfroren, und es gab in Mailand und Venedig, Rom, Athen und Konstantinopel Schnee in Massen. Am Samstag den 20. März früh um ½ 7 Uhr brach in dem zur Heindlmühle Nr. 177 in der Badgasse gehörigen Stallgebäude, wahrscheinlich aus Unvor- sichtigkeit mit dem Licht, Feuer aus, welches auch sogleich das anstoßende zur Kleinmühle Nr. 176 gehörige Stallgebäude und sogar das nahe, große Schindeldach des Schreiner'schen, vormaligen Ledererhauses, ergriff. Allein die schnelle und mit bewunderungswerter Einmütigkeit und Energie geleis- tete Hilfe der zahlreich, besonders von den Eisenarbeitern herbeigeeilten Ret- ter und der gute Gang von sechs Spritzen beschränkte das Feuer auf die bei- den Stallgebäude, sodass sogar das bereits ergriffene Schreiner'sche Schin- deldach noch gerettet wurde. Der Schaden war nur 1100 fl. K.-M. Am 28. August kamen zwei Abgeordnete der neuen Stahlgewerksgesell- schaft hier an und kauften das ehemals Ernst Schindler'sche, nun Johann Le- opoldseder'sche Drahtzugswerk am sogenannten Sackgrabenkanal Nr. 466 in Aichet, um daraus wahrscheinlich eine Stahlwarenfabrik zu machen, worüber natürlich unsere Industriellen ganz verdutzt sind. Im September wurde endlich die Regulierung des Stadtpfarrkirchenplat- zes und die dortige Kanalisierung und Versetzung des sogenannten Antoni- Röhrbrunnens am Beginn der Berggasse bei dem Hause Nr. 158 auf den neuen Platz in Angriff genommen. Bei dieser Gelegenheit wird auch der Pfarr- berg reguliert, vom Hause Nr. 79 bis 83 hinab um zirka zwei Fuß abgegraben und unten bei den Häusern Nr. 86 bis 88 um 1 Fuß angeschüttet, wobei es sich zeigte, dass die Häuser 79 ,80, 81, 82, 83 gar keine Grundfeste hatten und daher von Seite der Stadt mit Quadern untermauert und mit Schließen versi- chert werden mussten. Um die Mitte des Septembers wurde am nordwestlichen Himmel der Do- nat'sche große Komet sichtbar, welcher dann bis zum 28. fortwährend an Größe und Lichtstärke zunahm, sodass endlich seine aufwärtsstehende breite und gebogene Rute die Länge von beiläufig ein Zehntel des ganzen Horizont- Meridians einnahm und auch der Kern bedeutend größer als jeder andere Stern war, also unstreitig der schönste Komet, der seit Menschengedenken gesehen worden ist. Vom 28. September bis 9. Oktober, wo er der Erde am nächsten stand (11 Millionen Meilen) war er in seiner größten Lichtstärke,

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