Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

56 1857 Glück auf!!! — Ja Glück braucht jetzt unsere alte, entschieden im Rück- schritte begriffene Kommerzialstadt, um noch zeitig genug still zu stehen und dann den Wettlauf mit der ausländischen Konkurrenz zu beginnen, der sie aber mit ihren alleinigen eigenen Kräften voraussichtlich nicht gewachsen sein wird. Nachdem die Errichtung eines steinernen Kais an der Enns längs der gan- zen Stadt, von der Neubrücke bis zur unteren Ennsbrücke, auf Kosten des ära- rischen Wasserbaufonds hohen Orts bewilligt ist, und der Teil von der Domi- nikanerkirche bis zum Rathaus schon heuer gebaut werden soll, so wurde am 3. Jänner im Rathaussaal eine kreisämtliche Kommission wegen gleichzeitiger Demolierung der alten massiven Stadtringmauer, die am Ennsfluss die Domi- nikanerkirche und das Rathaus verbindet und innerhalb eine sehr schmutzige Gasse — die Saugasse — bildet, abgehalten, wobei eine heftige Opposition mehrerer an diese Gasse grenzender Hausbesitzer auftauchte, welche die Wassergefahr für ihre Häuser vorschützten, aber in Wahrheit nur ihre hier befindlichen Holzhütten und Miststätten nicht verlieren wollen. Diese Stadtmauer wurde nach der großen Überschwemmung im Jahre 1572 meist aus Steinquadern erbaut, ist 18 Fuß hoch, 4 Meter dick und läuft auch unterhalb des Rathauses bis zum massiven Turm an der unteren Enns- brücke hinab, welcher Teil aber erst später abgebrochen werden soll, wenn auch dieser Teil des Kais gebaut wird. In der ganzen Saugasse von der Domi- nikanerkirche bis zum unteren Ennsbrückenturm befinden sich in der Stadt- mauer 8 Ausgangstore und an derselben 20 hölzerne Holzhütten und 22 Mist- stätten auf der inneren Seite. Herr Leopold Degenfellner, bürgerl. Schlosser- meister, hat den ersten Teil des Kaibaues übernommen. Die Stadt überlässt ihm hierzu unentgeltlich diesen Teil der Stadtmauer, wogegen er sich ver- pflichtet, die Straße vom Kai bis zu den Häusern auf seine Kosten zu ebnen und zu pflastern. Am 12. Jänner wurde schon mit der Demolierung der Mauer begonnen und am 27. Jänner mit dem Kaibau durch Zuführung des Erdmateriales vom Ufer in der Schönau. Am 20. Jänner fand in der Vogelwiese an der Steyr, unterhalb des Galgen- hölzchens, ein von den Bürgern der Vorstadt Aichet veranstaltetes Schlitten- rennen statt, wobei sich 14 Renner beteiligten und bei dem schönen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2