Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

36 den Gemeinderat und er wird zur großen Mehrheit konservativ sein. Am 21. Jänner hat Herr Joh. Seidl, einer der Leiter der radikalen Partei, den Protest gegen die ganze Wahl bei der Statthalterei angemeldet. Endlich hat auch das Flügelkommando der k. k. Gendarmerie ihre sämtli- chen Posten bezogen, am 20. und am 31. gingen die letzten hier einquartier- ten ab. Am 27. hat der hiesige Posten seinen Dienst begonnen. Im ganzen Monat Jänner kein Schnee, nur einige Mal Regen. Am 4. Februar hielt der bisherige Gemeinderat die letzte Sitzung und am 3. wurde der neue Gemeinderat unter dem Alterspräsidenten Herrn Fr. Wit- tigschlager von demHerrn k. k. Bezirkshauptmann als konstituiert erklärt, wo- rauf ein Komitee von fünf Mitgliedern zur Prüfung der Wahlen ernannt wurde. Die Herren Wickhoff und Nutzinger haben ihre Entlassung überreicht und Herr Seidl neuerlichen Protest eingelegt. Am 14. hat nun Herr Vacano über das Resultat des Wahlkomitees referiert und nach stürmischen Debat- ten wurden die Eingaben der Herren Nutzinger und Seidl abgewiesen, und Herr Wickhoff, der das gesetzliche Alter nachwies, zum Bleiben ersucht, um eine neue Wahl zu vermeiden, was derselbe aber ablehnte. Am Maria Verkündigungstag, den 25. März, war endlich hier die Wahl des ersten konstitutionellen Bürgermeisters. Sämtliche Gemeinderäte, mit Aus- nahme des in Konkurs verfallenen Gastwirtes Franz Pfaffenberger, also 23 an der Zahl, begaben sich um 9 Uhr zum feierlichen Hochamte in die Stadtpfarr- kirche und nach demselben in den städtischen Ratssaal, wo die Wahl unter Leitung des Alterspräsidenten Herrn Fr. Wittigschlager in Gegenwart des Herrn k. k. Bezirkshauptmannes Fr. Heiß vorgenommen wurde. Gewählt wurde mit 14 Stimmen Herr Anton Gaffl, Privat und Hausbesitzer Nr. 159 in der Stadt, zum Bürgermeister und zum Vizebürgermeister Herr Anton Haller, der Bürgerwehrkommandant, erst in der engeren Wahl mit Herrn Woiset- schläger, der von der radikalen Partei unterstützt worden war. Am Montag den 7. April begannen beim k. k. Landesgerichte in Steyr die Schwurgerichts - Strafverhandlungen und dauerten mit vier Verbrechern durch neun Tage unter einem ungeheuren Menschengedränge. Der erste Fall war ein sehr merkwürdiger, wozu die Richter aus Ober- und Niederösterreich zusammenströmten. Josef Fallendt, ein vormaliger Nagel- schmiedlehrling und immer mit dem schlechtesten Raubgesindel herumgezo- gener Gauner aus Garsten, 21 Jahre alt, hatte am 19. Februar 1849 den Mair des Lechnerhofes, Leop. Hochrieser, auf eine sehr grausame Art ermordet. Er

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