Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

143 (Weizen 7 fl. 54 kr., Roggen 5 fl. 2 kr.) dass ägyptischer, syrischer und russi- scher Weizen unsere großen Kunstmühlen im Lande versorgen muss. 1 Pfund Rindfleisch bereits 30 kr. Am 5. Mai begann die ministerielle, technisch-militärische Begehung der Eisenbahnlinie Steyr—Attnang, um deren Konzessionierung die Herren J. Werndl, Doktor Reinhart und Ingenieur Diem im Interesse der Rudolfsbahn angesucht hatten. Seit Menschengedenken war dies der schlechtesteMai, denn es gab in dem- selben nur 8 regenfreie Tage, wovon aber nur drei wirklich, schöne Frühlings- tage waren. Dazu noch immer steigende Teuerung, welche auch noch durch die seit 1. Mai in Wien eröffnete wahrhaft großartige Weltausstellung aller Natio- nen wesentlich gesteigert wird. Es kostet 1 Mtz. Weizen 10 fl., Korn 6 fl. Auf unserer Promenadewüste wurde, nach mehr als 2-jähriger Ruhe, end- lich am 30. Mai mit der Wegräumung des vor den neuerbauten Häusern stehen gebliebenen Straßendammrest es begonnen zur Tieferlegung des Gasrohres. Am 22. Mai langt von dem zum Bau des Bürgerschulgebäudes landtäglich bewilligten unverzinslich und in 20 Jahresraten rückzahlbaren Landesdarle- hen per 20.000 fl. die erste Hälfte ein. Nach dem endlich die schon vor zwei Jahren mit der fürstlich Lam- berg'schen Güterdirektion wegen Auflassung des Schlossdurchgangs-Servitu- tes eingeleitete Unterhandlung zum Vergleiche dahin gediehen ist, dass die- ser Vergleich, welcher schon am 23. April 1872 gemeinderätlich genehmigt worden, nun endlich auch von der fürstlich Lamberg'schen Fideikommissad- minstration ratifiziert worden ist, so wurde nach den Pfingstfeiertagen am 3. Juni mit der Demolierung der Festungsmauern zwischen demMädchenschul- und Schlossgebäude und des dort die Berggasse überwölbenden Torturmes begonnen, um sonach mittels Ausfüllung eines Teiles des Schlossgrabens die direkte Straße vom Schlossberg nach der Promenade eröffnen zu können, da- mit sonach das auf dem Schloss haftende Servitut der freien, öffentlichen Pas- sage durch dasselbe aufgehoben werden kann. Es wurde auch von der Schlossdirektion mit der Aufführung der diesfälligen Straßenstützmauer quer über den Schlossgraben begonnen, wozu aber die Stadt die Steine liefern muss, welche weit mehr kosten werden, als die vom Schloss für die Servitut- saufhebung zu leistende Zahlung. Der Fronleichnamstag am 12. Juni war wohl trüb, aber windstill und schöne Prozession, am 15. in der Vorstadtpfarre wieder bischöfliche

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