Stephan Willner - Annalen der Stadt Steyr 1839-1882

96 begonnen; auch dem Fragner Wageneder, welcher ein VerschIeißladenrecht im Turm neben der Straße besaß, muss selbes um 1000 fl. abgelöst werden und außerdem verliert noch die Stadtkommune die Pachtzahlungen von zwei anderen daselbst befindlich gewesenen Verschleißläden, jährlich bei 62 fl. Gleichzeitig wurde auch infolge vielfältiger persönlicher Betreibung des Herrn Bürgermeisters Anton Haller höchsten Orts endlich der seit 1856 pro- jektierte Weiterbau des ärarischen Ländkais vom Zusammenlauf der beiden Flüsse aufwärts begonnen vom Stadtbaumeister Anton Pichler, und soll da- von heuer bloß die Kaimauer unter der Brücke nebst den Auffahrten, und der Kanal längs der Grundfeste der alten Stadtmauer hinab ausgeführt werden. Weiter aufwärts bleiben einstweilen noch die Ruinen der alten Stadtmauer mit den daran gelehnten hölzernen Holzhütten, Schweineställen und Mist- stätten stehen. Am 6. März kamen 6 Stabsoffiziere vom k. k. Generalstab und Geniekorps hier an, um angeblich wegen Befestigungsanlagen zwischen Enns und Steyr die Ennslinie aufzunehmen und blieben auch mehrere Tage hier. Die Wahlen der nach dem Gemeindegesetz ausgeschiedenen acht Gemein- deräte fanden in den letzten Märztagen statt und nach bedeutender Agitation der Vorstadtpartei wurden wieder lauter Opponenten gegen die Bürgermeister- partei, ja vom 3. Wahlkörper gar wieder die Ultras: Dr. Pierer und Wundarzt The- odor Schweikofer, sodass der Bürgermeister Anton Haller, Lebzelter, ungeachtet die Stadtpartei im 1. Wahlkörper bedeutende Anstrengungen gemacht hatte. Nicht einmal mehr in den Gemeinderat gewählt wurde, also seine Hoffnung auf die Fortdauer seiner Bürgermeisterherrschaft total vernichtet wurde. Der einflussreiche Armaturfabrikant Josef Werndl ist unmittelbar vor der Wahl aus unbekannter Ursache aus dem Gemeinderat ausgetreten. Zur Bezahlung der Ennstor-, Demolierungs-, Vorbrücken- und Brückenbauten wurde von der Stadt bei der Sparkasse Steyr ein neues Darlehen von 20.000 fl. kontrahiert, welches nebst 5 % Zinsen in 20 Jahren zurückzuzahlen ist; auch war Allerhöchsten Orts um die Bewilligung zur Erhöhung der Pflaster- und Brücken- maut von 3 ½ auf 7 kr. per Pferd gebeten worden, wodurch der Ertrag dieses Ge- fälles von gegenwärtig 5400 fl. jährlich auf das Doppelte erhöht worden wäre. Allein es wurde erst zu Ende April nur eine Erhöhung auf 5 kr. und auf 5 Jahre bewilligt, was eine jährliche Gefällserhöhung um 2314 fl. ergeben wird. Am Sonntag den 17. April fanden im erneuerten Gemeinderat die Wahlen des Bürgermeisters uno Vizebürgermeisters statt und fielen fast einhellig auf

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