Die Österreichische Eisenstraße

Fuhrwerk auf der Dreimärktestraße. es nach Innerberg transportierten und als Rückfracht Abfalleisen mitbrachten. Ende des 15. Jahrhunderts wurden Haag, Ardagger und Blindenmarkt einbezogen. Die Widmungsbezirke Durch die Proviant- und Widmungsordnung Kaiser Friedrichs IV. vom 16. Juni 1490 wurden die Bauern des unteren Enns-, des Erlauf- und Ybbstales und des Murbodens sowie der zugehörigen Seitentäler verpflich– tet, ihre Lebensmittel nach Innerberg und Vordernberg zu bringen. 53 Gegen Ende des 16. Jahrhunderts unterschied man schließlich für die Versorgung lnnerbergs vier Widmungs– bezirke, denen alle Orte vier Meilen um Scheibbs, drei Meilen um Waidhofen, drei Meilen um Steyr und Windischgarsten angehörten. Eine wesentliche Rolle für den Transport der aus den niederösterreichischen Widmungsbezirken in die Steier– mark gelieferten Lebensmittel spielte die sogenannte Dreimärktestraße, die von den Märkten Scheibbs, Purgstall und Gresten errichtet worden war. Sie verlief von der Donau entlang der Erlauf nach Purgstall und Scheibbs - (Einmündung der Straße von Gresten) - Gaming - Lunz - Göstling - Lassing - Mendling (nie– derösterreichisch-steirische Grenze) - entlang des Mendlingbaches und der Salza - Gams - Landl - Lainbach (Einmündung in die Straße von Steyr nach Hieflau und Eisenerz). Vor der Errichtung der Dreimärkte– straße im 15. Jahrhundert wurde das Eisen mit Saum– t ieren vom Erzberg über die Mendling nach Lunz, durch den Bockaugraben und über den Buchberg nach DIE RAHMENBEDINGUNGEN Scheibbs und Purgstall bzw. über den Kreuzkogel nach Gresten transportiert. Das größte Hindernis für den durchgehenden Transport im Tal der Erlauf war der Peutenburger Felsen bei Gaming, der erst 1561 durch Sprengung beseitigt wurde. Der Fuhrbetrieb auf der Dreimärktestraße war vor allem durch zahlreiche Berge behindert, die bergauf zusätz– lichen Vorspann, bergab entsprechende Bremse erfor– derten. Gefährlicher jedoch waren die Angriffe durch Räuberbanden . Um diesen vorzubeugen , wurden auf beiden Seiten der Straßen breite Streifen von Bewuchs freigehalten. Der dem Tauschhandel zwischen Eisenerz und den Widmungsbezirken zugrunde liegende Gedanke läßt sich am Beispiel von Scheibbs darstellen, das im laufe der Entwicklung zum Zentrum des wichtigsten Wid– mungsbezirkes wurde. Gleichzeitig erlebte die Eisen– verarbeitung der Region einen Aufschwung durch das für die Lebensmittel eingehandelte Provianteisen: 54 Die Leute in Eisenerz, die am Erzberg und in den Rad– werken arbeiteten, sollten mit billigen Lebensmitteln , die Betriebe in Niederösterreich mit billigem Eisen ver– sorgt werden. Jeder unnütze Zwischenhandel , der die Waren verteuert hätte, sollte unterbunden werden . Des– halb wurden scharfe Verbote gegen den „Fürkauf" er– lassen. Kaiser Maximilian II. erließ am 24. März 1574 eine Marktordnung für Scheibbs, um die Verprovian– tierung von Eisenerz und die Versorgung mit Eisen zu regeln. Die „Scheibbser" , wie man die Provianthändler aus dem Dreimärktebezirk Scheibbs, Purgstall und Gresten nannte, brachten ihre Produkte nach Eisenerz und boten sie dort am Markt zum Kauf an . Der Verkauf vor Eröffnung des Marktes oder die Lieferung gegen Vorschüsse war verboten. Die Radmeister boten als Gegenleistung eine entsprechende Menge des Proviant– eisens an. Das waren Abfallsorten , weiches Schmiede– eisen , das für die Kleineisenindustrie in der Ötscherregion gut geeignet war. Die Provianthändler verkauften das Eisen zu festgelegten Sätzen an die lo– kalen Hammermeister. Bei der Realisierung des Tausch– handels gab es jedoch immer wieder Schwierigkeiten . Vor allem wurden die Regelungen von den Beteiligten selbst vielfach nicht eingehalten . Ein weiteres Problem lag in der jeweiligen Bewertung des Rauheisens einer– seits und der Lebensmittel andererseits. Jedenfalls er– gab sich aus dem System eine dominierende Stellung der Provianthändler sowohl gegenüber den Rad– meistern als auch gegenüber den Bauern und Hammer– meistern. Erst im laufe des 17. Jahrhunderts ver– besserte sich der Provianthandel , wobei vor allem die 25

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