Steyrer Werkskurier zur Betriebsratswahl 1971

Wir fragen: Wo bleiben die . Teuerungs-Resolutionen 1 Nur zu ·gut sind uns die zahlreichen Resolutionen in Erinnerung, die der Betriebsrat gegen die steigenden Preise gefa~t hat. Stets wurde an die Regierung appelliert, etwas dagegen zu tun oder ... Die Christliche Fraktion hat solche Appelle stets unterstützt, wenn sie nioht parteipolitisch gefärbt waren, denn die Teuerung trifft gerade die Arbeiter neben den Pensionisten am härtesten. Seit einiger Zeit hört man aber nichts mehr von Resolutionen des B·etriebsrates gegen die Teuerung. Wmum wohl? Ist etwa die Teuerung ausgerottet? Im Gegenteil: In den letzten eineinhalb Jahren ist die Teuerung von durchschnittlich 3 Prozent auf über 5 Prozent gestiegen. Ist etwa der Betriebsrat für solche Appelle an die Bundesregierung, endlich etwas gegen die schleichende Inflation zu unternehmen, nicht zuständig? Nun, wenn der Betriebsrat nicht z,uständig ist, dann war er es auch nicht früher, als die Regierung mit solchen Resolutionen nahezu bombardiert wurde. Sind etwa 5 Prozent Preissteigerungen weniger besorgniserregend als die früheren 3 Prozent? · Ein halbwegs informierter Zeitgenosse wird leicht erraten können, warum es mit Resolutionen gegen die Teuerung in letzter Zeit bei unseren Genossen so still geworden ist: 9 Es ist nämlich eine sozialistische Regierung am e Ruder - und sie tut nichts gegen die Teue9 rung, sie bekommt sie nicht in den Griff (was 8 Dr. Kreisky so fest versprochen hat), sondern e im Gegenteil: die Teuerung wächst der sozia- · e listischen Regierung über den Kopf. Daher nichts mehr mit Resolutionen, die Teuerung ist eben unser Schicksal, sie ist au~erdem vom Ausland importiert. Die SPÖ möge uns christliche Gewerkschafter nicht für so primitiv halten, da~ wir dieses demagogische Spiel nicht durchschauen. Für uns sind 5 Prozent Preissteigerung, die uns die Sozialisten beschert haben, noch immer mehr als 3 Prozent. Für uns müssen Resolutionen an politische Stellen des Bundes oder des Landes einen Sinn haben, sie müssen der Stimmung unter der Arbeiterschaft Ausdruck geben und sie müssen ehrlich sein: solche Resolutionen müssen, wie alles, was wir Betriebsräte und Vertrauensleute tun, unseren Kolleginnen und Kollegen nützen, sie müssen daher an jede Regierung, ob rot oder schwarz, mit der gleichen deutlichen, aber nicht demagogischen Sprache gerichtet sein . Die Tatsache, da~ die sozialistischen Betriebsräte zur roten Preiswelle schweigen, beweist, d4l~ sie nicht in erster Linie das Wohl ihrer Kollegen, sondern den Vorteil ihrer Partei im Auge haben. Trübe Aussichten Arbeitsplatzverschmutzung ist Umweltverschmutzung Schwere Nebelschwaden von öl, Wasserdunst und Gru~staub liegen über der riesigen Halle des Autobaues. Nur künstliche Be1 leuchtung kann die me·iste Zeit diese „Waschküche" erhellen. Dafür leuchten aber seit e·inigen Wochen die Lampen umso heller. Man hat sie gereinigt und zentimeterdicke Ablagerungen von Ru~ und öl von ihren Schirmen entfernt. Fein, nicht, man tut etwas! Vielleicht hat es sogar das Arbeitsinspektorat angeordnet, dessen Vertreter hin und wieder durch unsere Autobau-Halle eilen. . . e Aus dem zentimeterdicken Schmutz auf den e Lampenschirmen kann man aber auch schlie- • ~en, wie es in den L u n g e n der dort be- • schäftigten Arbeitskollegen aussieht. Wir alle kennen den Autobau - ein im Ersten Weltkrieg errichtetes Gebäude, das trotz Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in der früheren Form wiederrichtet wurde. - In dieser Fertigungshalle herrschen hygienische Zustände, die jeder modernen Anforderung Hohn sprechen. Es gibt keine ordentliche Be- und Entlüftung, weil in der kalten Jahreszeit wegen der Heizung die Tore und einige Ventilatoren geschlossen bleiben müssen. So ziehen Schwaden von öldämpfen, geschwängert mit Gu~staub durch den Raum, das Kühlwasser stinkt, da es monatelang in den Maschinen steht, kurz und gut: so kann es nicht mehr weitergehen. Umweltschutz wird ja jetzt - zumindest auf dem Papier - gro~ geschrieben. Wir wollen T a t e n sehen! Die christlichen Gewerkschafter sind der Meinung, da~ das erforderliche Geld für eine Modernisierun_g des Autobaues vorhan~en sein mü~te. Wenn man Millionen in eine neue, der Arbeiterschaft abträgliche Lohnfindung stecken kann, sollte doch auch zumindest ein gleich hoher Betrag im Kampf gegen die Umweltverschmutzung locker gemacht werden können. Oder nicht! Dr. Mock in Stevr Am 15. November 1971 sorach der Bundesobmann des österr. Arbeiter- ~nd Angestelltenbundes Minister a. D. Dr. Alois Mock auf Einladung auch der Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Arbeiterkammer in Steyr zu aktuellen Problemen der Arbeitnehmer. Diese Kundgebung bewies die einige und feste Haltung der ArbeHer und Angestellten, die ous christlicher Weltanschauung den veralteten Soziailismus und seine schädliche Obermacht in den Betrieben bekämpfen. Die Zukunft gehört nicht einem Sozialismus, der in verschiedenen Rottönen schillert und in seinen Grundsätzen veraltet ist, sondern der modernen christlichen Soziallehre, wie sie in Österreich die christlichen Gewerkschafter in den Betrieben und der österr. Arbeiter- und Angestelltenbund auf der politischen Ebene verkörpern.

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