Steyrer Werksarbeiter, 21. Jg., Mai 1968, Nr. 3

STADTRAT DURCH ri : GESiNDEL 11 " ST!1\JLl\.1EN " Es geschah vor e inigen Wochen . Zwe i junge Fr auen g_i ngen eink a ufen, mit i h r e r:, Buben. Und weil das Geschäf t bummvoll war, li esse n ai e ihr e Sprößlinge dr a u - ßen . Di e Buben ünte r hie l t e n s ich a uf ihr e We is e : Si .e s p ielt en Indi a ner • Nach Karl May pflegten d i ese Rothäute bei i hren Kämpfen schrille Schreie a u szustoße n und so war en au ch die b e iden Buben , de r ei n e fünf,der andere 7 Jahr e a lt, nicht ge r ade ruhig . Das stör t e k ei nen . Passanten, das s törte keinen Nachbarn . Bis in e inem Fenster d es Nebenhause s im e~ste n Stock, eine e t was bejahrt e Dame e rschi e n und los l egt e : 11 Lausbube n verdammte , halts eure Goschen". ' Der Zuf a ll wollt e es , d aß im sel·ben Auge nblick di e b e i den M ü t t · e r rni. t i hre n Einkäufen fertig waren und sich ihr er Buben a nnehmen k onnt e n . Da war im ersten Stock der Bär los: 11 ,vas , diE: Mü tt e r sind au c h dabe i , t r a t s c h e n tuns, statt auf ·ihre Fratz e n aufzupassen . Die m.:i.che n einen Kr awall, daß man k e in e Ruhe hat , schl e ichts Euch, G sind e 1 verdammtes n Die bejahrte Dame sagte noch mehr e re 11 fr e undlich e Wort e ;i. So ähnlich würde in den Elend3riert e ln von London e in Kas ch eme nwirt mit e inem zahlun::ssunwi llige-n Zecher sprech e n. D?s geschah a b e r nicht und di e Dame war k ei n Krn::ipenwirt, im Gegenteil , . sie vvar eine äuße rst ehrbare Dame , k e ine geringo re o.ls di e Gat - tin eines SPÖ - Stan.trates . Daß si e so in Rage kam, a ls s'ie in i hrer Ruhe ge - stört wurd e , sei ihr v e rcieh e n. Si e hätte zwar di.e Mögl i chke it, sich in i h r 2 m modernen Wee cke ndhaus d em Liirm de r Stadt zu en tzi ehen , wenn sie d a s nicht tut , muß sie in Kauf n e hmen, d a ß e s _in der St a dt Kinder gibt, und d aß K i n de r eben keine Enge l sind.Abe r e ines könn e n wir d e r Fr a u St a dtrat nicht verzeihen: Da ß sie Arb e iterfr a u en n ls Gesindel b e z e ichnet . Das h a t ger.:i.de sie nötig, die ihr e n gehobenen Le bensstandart a llein d e r Ta ts a ch e verdankt, daß Arb e iter - allen Ve rnunfts gr i.inden zum Trotz - ihr en Mann in den Stadtrat g ewählt h a b.e n. GtSPEN8T r-.~ F: · IM V✓ ER K? Nacht, tief e dunkl e Nach t l iegt üb e r dem w~ rk. I m f ah l e n Mondlicht erscheinen die Hallen unwirklic h gr öße r , vom Rathaus h e r z e i gen zwölf Glockenschläge di e Mitterna chts stunde an .Eigent l i ch müsst e nun e in Kät zche n schr eien, ein schwa rz e r Kater müßt e durc h d ie Gegend geistern . Kätzche n und Knter a b e r h a ben Ur l a ub, sie tun nicht mit. Dafü r e r2che int d a s Gespenst . Im Autobau sch l ei cht e ine dunkl e Gest a lt umh e r, tapsend näher ·c es s ich e iner Maschine . Das Gespenst zögert , wühlt in seinen Tas c hen . Bald h .:i t e s ge f unden , was e s ge sucht hat . Bs tut irgend etwas, das kann m:rn in de r Dunke lhe it ni ch t genau erke nne n . Da .fl ammt plötzlich ein Lichtl e in auf , siehe da, das Ge spe nst ist mode rn, e s h a t Streic hhölser.Und mit di e sem leuc h tet es nun di e Mas c hine a n u nd bald b eginnt d i e s e zu laufen. Seltsam, so ein Gespenst erschein t nicht nur oft im Autob a u, e s kennt s ich auch im H-Ba u a us. Dort s c h l eicht es zu nächtlicher Stunde i m Werkzeu g 1 a g er des Pressh auses herum. Düste r e 1 geisterhafte Bewegunge n f ü hr t es dort aus : E s kriecht, rutscht auf den Knien , legt sich au f den Bauch 1 a uf d e n Rüc k en u n d immer wieder zündet es Strei c hhö lzer Rn und hä lt ciie Flammen !:lD. di e We rkzeuge . Was ist das für ein Gespenst ? Der Geist e ine s verwunsche n e n Ka llcul,:1nte n, d ein sein Minut e nraub i m Gr::i.bc keine Ruh e läßt ? Schleicht e in Me i s t e r durc h d i e rac h t, d em schl e c h t e s Ge wiss en d en Schla+l't··:ubt, weil e r seine Leut e antr e i bt , sie mit Liliputlöhnen a bf e r t i gt , ode r sucht gar de~ Alt e We rndl mit dem Kerzenlicht fähig e Konstrukteure ! Falsch ge r a ten DIE GESPENST.8 .R SI ND GAR KEINE G..:.SPEl~S '.riR ! De r II G E I S T II in d er Ers a tzt e ilabt ei lung im Autob3.u is t e in Arb e it e r, der mit d em brennenden Zünd:10 l z di e Ska la seine r Maschine b e l euchtet , damit e r si e r ich tig einstellen k~nn und der R-Bau-9e ist ist sicher irgend e in Pr esseuf Uhrer, der un t e~ hu nderten Werkzeuge n die Nummer sucht , die er ge r c;:.do braucht . Man könnte den Gei s t8rspuk ir'.l v✓erk i m Nu abst e lle n, wenn m2,n d i e genannten Arbeitsplätze richtig beleuchten würde . Arbeiter sind manchmal flink wi e Katzen , Katzenaugen aber haben s i ~ nichti

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