Werkruf - Jahrgang 6 - Weihnachten/Neujahr 1943/1944

EIN PRAKTIKERspricht über BOHREN MIT SPIRALBOHRERN Zu den wichtigsten Arten des Spanabhubes gehört das Bohren mit Spiralbohrern. Um aus diesem idealen Werkzeug die höchste Leistung herauszuholen, ist es notwendig, die Arbeits¬ regeln über Geschwindigkeit und Vorschub zu kennen und einzuhalten. Für die Feststellung der Geschwindigkeit, mit der ein Bohrer laufen und wie groß der Vorschub je Umdrehung sein soll, lassen sich wegen der Verschiedenheit der Rohstoffe und der sonstigen Arbeitsbedingungen allgemein gültige Regeln nicht aufstellen. Die nachstehend angegebenen Geschwindigkeiten und Vor¬ schübe dienen deshalb nur als empfehlenswerte, aus der Praxis gewonnene Richtlinien. In ihrer richtigen Anwendung für jeden Sonderfall erweist sich das Können und Verständnis des Facharbeiters. Geschwindigkeiten. Gußstahlbohrer, Anfangsgeschwindigkeit: 9—10 Meter/ Min. bei Maschinen-Stahl 12—16 Meter Min. bei Gußeisen 18—36 Meter Min. bei Messing. Schnellstahlbohrer, Anfangsgeschwindigkeit: 22—30 Meter Min. bei Maschinen-Stahl 22—45 Meter/ Min. bei Gußeisen 16—22 Meter/ Min. bei legiertem Stahl 60—90 Meter Min. bei Messing. Vorschübe. Die Vorschübe richten sich nach der Größe des Bohrers und dem zu bohrenden Material. Als Faustregel gelten folgende Vorschübe: pro Umdrehung: 0.025—0.05 mm bei Bohrern unter 3 mm 0.15 —0.1 mm bei Bohrern von 3—6½ mm 0.1 —0.18 mm bei Bohrern von 6½—13 mm 0.18 —0.38 mm bei Bohrern von 13—25 mm 0.38 —0.63 mm bei Bohrern über 25 mm. Legierter und besonders harter Stahl sollte mit etwas kleinerem Vorschub als oben angegeben gebohrt werden, während beim Bohren von Gußeisen, Messing und Aluminium ein größerer Vorschub andewendet werden kann. Anzeichen von Ge¬ schwindigkeits- und Vorschubsgrenzen Ein in der Seele aufgespaltener Bohrer ist ein Beweis für zu gro¬ ßen Vorschub oder für ungenü¬ genden Hinterschliff infolge un¬ en Schleifens (Abb. 1 und 2). Rasche Abnutzung der Schneidkantenecken weist auf eine zu große Ge¬ eit (Abb. 3). Die besten Ergebnisse werden erzielt, uswirkung der Arbeitsleistung auf das Werkzeug er obigen Bedingungen liegt. Absplittern oder der äußeren Schneidkantenecken zeigt an, daß ent¬ Vorschub zu groß ist oder daß der Bohrer beim en mit zu großem Hinterschliff versehen wurde Schmierung Schmiermittel Um die empfohlenen Geschwin¬ digkeiten und Vorschübe aufrecht zu halten, muß irgend ein gutes Schmiermittel gebraucht wer¬ den. Wir empfehlen folgende in der genannten Reihenfolge: Harter und zäher Stahl: Terpentinöl, Petroleum, Bohrwasser. Weicher Stahl und Flußeisen: Bohrwasser. Schmiedeeisen: Bohrwasser. Messingeisen: trocken. Aluminium und weiche Legierungen: Petroleum, Bohrwasser. Gußeisen: trocken oder Preßluft als Kühlmittel. Diese Angaben über Schmier- und Kühlmittel finden Anwen¬ dung bei Gußstahl- und Schnellstahl-Bohrern. Ein Bohrer, der für Höchstleistung beim Bohren auf hartem Stahl gehärtet und angelassen ist, kann zu spröde sein, um einwandfrei in weicherem, aber zäherem Ma¬ terial zu arbeiten. Der lagermäßige Spiralbohrer ist gehärtet und angelassen für durchschnittliche Bedingungen, um sowohl auf hartem als auch auf weichem Material gute Ergebnisse zu zeitigen. Abweichungen in der Materialhärte müssen vom ge¬ schickten Arbeiter durch Anderungen der Geschwindigkeit und des Vorschubes ausgeglichen werden. Geschwindigkeit und Vorschub müssen der Härte des Materials an¬ gepaht werden Ungenügende Geschwindigkeit beim Bohren kleiner Löcher mit Handvorschub erhöht die Bruch¬ gefahr insbesondere in dem Augenblick, in dem der Bohrer an der Gegenseite des Arbeits¬ stückes durchbricht. Das ist darauf zurückzuführen, daß es bei zu geringer Geschwindigkeit dem Arbeiter nur schwer möglich ist, den Vorschub genau zu kontrollieren (Abb. S). Wichtigkeit der Ge¬ schwindigkeit beim Bohren kleiner Löcher

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