Werkruf - Jahrgang 1 - Folge 1/2 - 1942

Liebe Arbeitskameraden! Will mich heute für das Weihnachtsgeschenk im Nachhinein bedanken. Ihr glaubt nicht, wie groß die Freude eines Soldaten ist, wenn man sieht, wie auf¬ merksam die Heimat zur Front ist. Dieses Jahr haben wir bereits die dritten Kriegsweihnachten und ich bin stolz, daß ich alle drei im Rock des Soldaten mitt machen durfte. Dieses Jahr hatte ich das Glück, Weihnachten in der Heimat zu verbringen. Bei dieser Gelegenheit hatte ich auch meine Arbeitskameraden aufgesucht, auch sie sammelten und gaben ihr Letztes für uns Soldaten. Die alte Kameradschaft beweist sich immer wieder aufs Neue. Auch ich habe gesehen, daß ihr kein leichtes Spiel in der Heimat habt. Ihr steht Tag und Nacht an euren Maschinen oder sonst irgendwo, müßt nebenbei auf so manches verzichten, was eben der krieg mit sich bringt. Jedenfalls eines steht fest, wenn heute oder morgen der Krieg aus ist, der Sieg liegt fest in unseren Händen, da gibt es keinen Zweifel, dann ist die Seit wieder gekommen, wo wir Seite an Seite unsere alten Arbeitsplätze wieder einnehmen werden. Für weiterhin wünsche ich Euch alles gute und verbleibe mit den besten Grüßen Euer Arbeitskamerad Matr. Ob. Gefr. Josef Tusek Kromag A. G. Hirtenberg. Das erste U=Boot vor Amerikas Rüste Neujahrsmorgen! — 7 Uhr morgens seeklar. Aus neue Feindfahrt. Wohin wird es diesmal gehen? Der Hafen ist zugefroren und ein Eisbrecher muß für uns erst den Weg freimachen. Soweit das Auge sieht, ist die See eine spiegelnde Eisfläche. Überwasserfahrt ist unmöglich, daher „Fluten“. Binnen wenigen Sekunden ist das Boot von der Oberfläche verschwunden. Es ist kalt im Boot. Stundenlang währt diese Fahrt ohne Sicht, das Sehrohr kann wegen des Eises nicht ausge¬ ahren werden. Die Luft im Boot wird schlecht, durch¬ tränkt von Olgestank. So vergeht Stunde um Stunde, immer noch Kurs „West“ die Batterien sind durch die lange Unterwasserfahrt bereits halb leer und wir müssen bald an die Oberfläche, damit sie wieder mit dem Diesel aufgeladen werden können. Endlich fängt das Boot immer stärker zu tanzen an, Grundseen werfen es hin und her, auf und ab, die Eisdecke muß bereits zu Ende sein. Wir versuchen aufzutarchen und es gelingt, das Eis ist verschwunden. Zwar schwimmen noch große Eisschollen, aber die werden uns nicht mehr gefährlich. Brecher gehen über das Boot hinweg und nach kurzer Seit sind wir in einen schwimmenden Eisblock verwandelt. Das Thermometer zeigt — 21°; nicht gerade das richtige Ausflugs¬ wetter. Starker Seegang kommt auf und die Kälte wird unerträglich. Die Turmwache muß halbstündig abgelöst werden. Einige Tage geht diese Fahrt so dahin. Kurs immer noch 270°. Kein Zweifel mehr, es geht nach Amerika. Endlich wird es wärmer und die Dereisung des Bootes schmilzt. Die nord¬ amerikanische Küste muß bald erreicht sein. Wir liegen still — auf Lauer, wenige See¬ meilen vor Land. Durch Funkspruch wußten wir, daß auch andere deutsche Boote in der Nähe waren. Es wird dunkel, der Mond tritt schwach hervor. Sechs Augenpaare auf dem Turm suchen den Horizont nach dem Feind ab. Ein Geleitzug ist gemeldet. — Da, was ist das? Langsam zeichnen sich am Himmel ein, zwei, fünf, zehn Masten ab. — „Alarm1!! „Alles auf Tauchstation“, „Schnelltauchen, Kurs 230°, Maschine — 6. Torpedo=Rohr klar¬ äußerste Kraft voraus“ machen, auf Sehrohrtiefe gehen“. Alle diese Befehle kommen nächeinander durch. Von den einzelnen Stellen kommen bereits die Klarmeldungen zum kaleut (Kapitänleutnant u. Kommandant). „Neuer Kurs 230° liegt an“ — „Maschine läuft außerste Kraft voraus“, „Boot ist auf Sehrohrtiefe“ Der Angriff kann beginnen. Die Nerven spannen sich, es ist wieder eine Nervenprobe. Durchhalten! Nach 2 Stun¬ den „Klar zum Anlauf“, Jetzt kommt es auf den einzelnen Mann an, von jedem hängt das Gelingen ab. Jetzt können wir zeigen, was wir gelernt und schon sooft durchgeführt hatten. Wir sind mitten im feindlichen Geleitzug. Die größten Dampfer werden aufs Korn genommen. „Rohr und 2 Achtung! — Rohr 1 Schuß! Rohr 2 Schuß!“ Zwei aufeinanderfolgende kurze Stöße im Boot, die Torpedos nehmen ihren Weg zum Siel, 5, 10, 20, 25, 27 Sekunden, dann zwei fürchterliche Explosionen, die Hale haben gesessen. Hurra im Boot. Nun aber ab. Der Geleitzug stiebt auseinander, die feindlichen Zer¬ störer preschen heran und beharken uns mit Wasser¬ bomben. Wir sind auf Tiefe gegangen. Jede Bombe läßt das Boot erschüttern, schrecklich nahe liegen sie. Werden wir das überstehen? Lange Minuten, in denen kein Wort fällt. Nur das Bersten der Bomben um uns. — Da! — das Boot wird hochgeschleudert um sich dann auf die Seite zu legen. Wassereinbruch im Vorschiff. „Alle Schotten dicht, vordere Lenzpumpe an Backbord einschalten“. Langsam neigt sich das Boot nach vorne. Wird es zu halten sein? Alle Mann ins Achterschiff zum Gleichgewichtsausgleich“ Es geht. Die Dumpe arbeitet gut und das Boot behält seine Lage. „Leckmannschaft nach vorne, Leck befeitigen“. In einigen Stunden ist das Leck dicht. Wir atmen auf, dem Tod entronnen! Der alte Angriffsgeist ist wieder da und mit einer Flasche Bier wird der errungene Sieg ge¬ feiert. Neuer Angriff, dasselbe Schauspiel, doch kommen wir ohne Schaden ab. Morgens 2 Uhr, fünf Dampfer sind erledigt. Weiter geht es. Im Morgengrauen erscheint Land an der Kimm. Was sind das für Sacken? Ein Blick auf die Karte, es sind die Wolkenkratzer New Yorks. Wir kommen näher. Alarm! Drei Tanker in Sicht. Sofort wird zum Angriff angesetzt. Es sind keine Serstörer mit. Die Amerikaner fühlen sich hier sicher. Drei Torpedos verlassen die Rohre und — sie sitzen. Stich¬ flammen steigen zum Himmel, auf dem eben die Morgen¬ onne erscheint. Lichterloh brennen nun die drei Schiffe, weithin sichtbar. Dom Land aus muß es gut zu sehen ein. Unsere Aufgabe ist erfüllt. Mit den Stolz in der Brust, die ersten gewesen zu sein, welche vor Amerikas Kamerad Kumhofer heist die Flagge Foto Kumhofer 13

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