Werkruf - Jahrgang 2 - Folge 7/8 - 1939

Wofur ic das heiscene kreuf Leisten Unser Arbeitskamerad Ludwig Doschko, Elektriker in unserem Werk Steyr, wurde für sein tapferes Verhalten im Feldzug gegen Polen mit dem „Eisernen Kreuz II. Klasse“ ausgezeichnet und gleichzeitig zum Gefreiten befördert. Kamerad Doschko gibt uns nach¬ folgend eine lebendige Schilderung seines eindruckvollen Erlebnisses: Am 1. September 1939 marschierte unsere Panzer¬ Abwehr=Abteilung in Frankstadt (Mähren) an einem sonnigen Herbsttag über die polnische Grenze. In den ersten Tagen des Feldzuges hatten wir nur kleine Straßengefechte zu bestehen. Auch der Übergang von Flüssen war mit Schwierigkeiten verbunden, denn die Dolen hatten im Rückzuge alle Brücken gesprengt. Doch da hatten unsere Dioniere bereits bewundernswerte Arbeit geleistet. Beim Einzug in die schöne Stadt Bielitz=Biala wurden wir von den deutschen Dolksgenossen freudig begrüßt und mit Liebesgaben überhäuft. In der dortigen Ka¬ serne war es auch, daß wir den Befehl erhielten, an der Spitze unserer Abteilung und vor der Infanterie zu fahren, um dem fliehenden Feind womöglich den Rückzug abzusperren, damit er keine neuen Stellungen mehr ausbauen könne. Wir fuhren also los; ich als Kompanie = Kradmelder. Die Marschstrecke wurde uns bekannt gegeben. Gleich am nächsten Tage, es war der 5. September, wollten wir beim Morgengrauen üdöstlich von Krakau eine Ortschaft passieren. Die Brücke, die uns ans andere Flußufer bringen sollte, war jedoch gesprengt. Weil in der ganzen Umgebung fast keine Deckung war, mußten wir mit den Fahr¬ zeugen auf der Straße stehen bleiben. Einige Offiziere und Kameraden schlichen sich vor, um den Zustanc der Brücke zu untersuchen. In diesem Augenblick krachte es auf uns los; vom gegenüberliegenden Bergabhang eröffneten die Polen ein rasendes Maschinengewehr¬ feuer auf uns. Trotzdem, frisch drauf los! Da kam der Befehl: „MG=Schützen nach vorne, Fahrer bleiben an den Fahrzeugen!“ Im Iu war dieser Befehl ausgeführt kaum waren wir bei unserem Fahrzeug, furrte in der Luft auch schon etwas heran und donnerte knapp neben den Fahrzeugen ins Feld hinein. Jetzt wußten wir, daß wir es mit polnischer Artillerie zu tun hatten. Ein Geschoß nach dem anderen schlug neben, vor und hinter uns ein, dazu bellendes WG=Feuer. Das einzige Artillerie=Geschütz, das uns zur Verfügung stand, bekam Ladehemmung und die Bedienungsmannschaft verließ die Stellung. Aber auch von rückwärts konnten wir auf Verstärkung nicht rechnen, weil unsere Kompanie immerhin 30 km voraus und infolgedessen ganz allein war. Wir wurden daher einerseits durch das immer stärker werdende feindliche Trommelfeuer auseinander gerissen, anderseits schoß unsere eigene. Artillerie von rückwärts auf die polnische Artilleriestellung, sodaß wir zwischen den beiden Feuern lagen. Trotzdem ver¬ blieb ich mit meinen Kameraden den ganzen Tag über bei den Fahrzeugen und obwohl wir, um den Feind über unsere Stärke zu täuschen, manches toll¬ kühne Stücklein „verbrochen“ haben, erwischte uns kein Schuß. Abends, als die Dunkelheit einbrach, zogen wir uns, fünf Mann stark, zurück. Am nächsten Tag erfuhren wir zu unserer Freude, daß die Polen in der Nacht den Rückzug angetreten hatten. Unser Täuschungsmanöver war gelungen. Wir waren glück¬ lich und heil aus dieser verzwickten Situation heraus¬ gekommen, doch so mancher Kamerad hat bei diesem Kampf, in dem wir die Feuertaufe erhielten, sein Leben hingegeben. Auch einige unserer Fahrzeuge waren bei diesem Gefecht in Brand geschossen worden. Einige Wochen später wurde mir für tapferes Verhalten vor dem Feinde das „Eiserne Kreuz 2. Klasse“ verliehen, gleichzeitig ist meine Beförderung zum Gefreiten aus¬ gesprochen worden. Wenige Tage nach dieser Feuertaufe geriet ich mit meiner Beiwagenmaschine mit einer Besetzung von drei Mann in der Stadt Krystnopol in Gefangenschaft. 8 polnische Offiziere, von einem Major geführt, und ast 250 Soldaten waren zur Stelle. Etliche Offiziere setzten uns die Distolen an und wollten uns in den Markt hineintreiben. Wir aber rührten uns nicht von unserer Maschine weg. Da gelang es mir mit einer plötzlichen Wendung von der Maschine abzuspringen, meinen Karabiner vom Rücken herunterzureißen und auf den Major in Anschlag zu bringen; tödlich ge¬ troffen schlug er hin. Die augenblickliche Verwirrung der Dolen ausnutzend, suchten wir Deckung. Das alles ging blitzschnell vor sich. Dann aber krachte es von inks und rechts aus den Häusern, vor und hinter uns. Wir aber waren schon in Deckung und rannten im Straßengraben weiter. Wie durch ein Wunder blieben wir alle unversehrt. Wir zogen uns dann in die nächste von uns besetzte Ortschaft zurück und meldeten den Vorfall. Und nun gings erst recht auf Krystnopol los. Dies ist ein kleiner Erlebnisausschnitt aus dem Feldzug gegen Polen. Gefreiter Doschko.

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