Vorwärts Nr. 4, 16. Jahrgang, November 1983

GLB- Betri ebsrat Anselm Hinterreithner und KPÖ-Vo rsitzender Franz Muhri im Gespräch mit einem Kollegen anläßlich eines Werkbesuches. Steyr braucht konsequente lnteressensvertretung ! Die Steyr-Werke füllen wieder einmal die Schlagzeilen der Tagespresse. Das Ziel dieser Kampagnen, die auf eine Verunsicherung der Belegschaft hinauslaufen, ist durchsichtig : Am 16. und 17. November finden die Arbeiterbetriebsratswahlen statt. Unsere Zeitung führte mit dem Spitzenkandidaten des Gewerkschaftlichen Linksblocks Anselm Hinterreithner folgendes Gespräch . Frage: Wie beurteilst Du die gegenwärtige Beschäftigungssituation im Konzern bzw. welche Ursachen siehst Du dafür? .linterreithner: Die Beschäftigungssituation ist tatsächlich das erstrangige Problem dem die Betriebsräte gegenüberstehen . Ich sehe im wesentlichen zwei Hauptmängel die dafür verantwortlich sind , daß trotz der großen Opfer und solidarischen Aktionen der Belegschaft, bisher keine wesentlichen Verbesserungen eingetreten sind . Erstens sind die Aufwände für die Produktentwicklung eindeutig rückläufig , was zu einem verstärkten Druck auf den Märkten führen muß. zweitens verhält man sich im Hinblick auf den sogenannten Handels1 iberalismus hierzulande unverantwortlich naiv. Das heißt, daß bei uns fast jede Feuerwehr Mercedes fährt und jede staatliche oder private Wirtschaftseinrichtung ihren Nutzfahrzeugbedarf hauptsäch Iich mit Ausländischen Produkten deckt, ohne Rücksicht auf die Beschäftigungsprobleme der eigenen Nutzfahrzeugindustrie. Wenn es den Behörden gelänge, mit diskreten Schutzmethoden wie sie in den Konkurrenzländern längst praktiziert werden , einen Teil dieser Importmilliardenbeträge in SteyrAufträge zu verwandeln, so hätte man einen . konkreten Beitrag zur Beschäftigungsabsicherung geleistet und zugleich die Handelsbilanz verbessert. Frage: In letzter Zeit wird in verschiedenen Medien eine starke Verunsicherungspropaganda in Bezug auf die Arbeitsplätze betrieben. Wie stehst Du dazu? Hinterreithner: Ich glaube, daß diese Propaganda nicht allein aus dem hohlen Bauch der Zeitungsschreiber kommt. Es gibt große politische lnteressensgruppen , die sich durch allgemeine Verunsicherung einen Vorteil erwarten . Sicher ist die derzeitige Situation sehr schwierig, die Probleme sind aber nicht unlösbar. Der GLB hat wiederholt zweckmäßige Alternativen aufgezeigt. Frage: Welche Alternativen sind das? Hinterreithner: Heute ist zB. weitgehend anerkannt, daß eine bezahlte Verkürzung der Arbeitszeit auf 35-Stunden/Woche notwendig ist, will man eine noch größere Arbeitslosigkeit verhindern und die Kaufkraft erhalten . Das zeigen auch die Beschlüsse des jüngsten ÖGBKongresses. Sollte sich diese Maßnahme in unserem konkreten Fall noch immer als unzulänglich erweisen , so müssen wir auf jeden Fall versuchen, auch für die Steyr-Werke die Aktion 52/57 - also eine Senkung des Pensionsalters - zu erreichen. Dies wäre auch im Hinblick auf die zentrale Frage der Verhinderung einer Jugendarbeitslosigkeit von größter_ Bedeutung. Gegen eine solche Lösung wird viel argumentiert, aber wir haben da die Praxis auf unserer Seite. In anderen Bereichen , wie etwa der Voest, hat sich diese Aktion als gangbar und wirkungsvoll erwiesen. Warum soll für uns nicht möglich sein, was sich bei anderen als gut und richtig erwiesen hat? Das kann uns niemand erklären! Frage: Wie siehst Du die Zukunft der Steyr-Werke? Hinterreithner: Glücklicherweise gibt es Anzeichen für ein Umdenken in den Vorstandsetagen. Ich meine damit die Außenhandelsorientierung, wie sie sich in den großen Geschäftsabschlüssen mit Bulgarien , der CSSR und der DDR zeigt. Interessant sind auch die Verhandlungen mit China, die bereits sehr konkret Gestalt annehmen. Diese Tatsachen lassen die Belegschaft hoffen und wirken gegen jene, die aus der Arbeitsplatzangst Stimmen machen wollen . So gesehen sollten wir nicht pessimistisch sein . Auswege gibt es, wenn man sie will , immer. Eine Lösung unserer Probleme setzt jedoch eine eindeutige und konsequente lnteressenspolitik der Betriebsräte voraus. Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich unsere Fraktion der Wahl. Unterstützen Sie unsere Tätigkeit! Werden Sie Mitglied der Kommunistischen Partei österreichs IMPAESSUM : Verleger, Herausgeber und Hersteller : Kommuni - stische Partei Osterreichs. 4400 Steyr, Johannesgasse 16. Er - scheinungsort S teyr.

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