Vorwärts Nr. 9, 11. Jahrgang, November 1978

Diese erste Organisation war jedoch erst der Beginn des Kampfes . Da Steyr in der Rü– stungsindustrie Hitlerdeutschlands eine große Rolle spielte, wurden zahlreiche Arbei– ter aus dem Militär zurückgeholt, weil man sie angesichts der tausenden ausländischen Zwangsarbeiter dringend für die Rüstunqsarbeit benötigte . Die Steyr-Werke wurden damals dem berüchtigten Hermann-Göring- Konzern angeschlossen. Steyr arbeitete neben der Waffenproduktion auch fur die Messerschmitt-Werke, wobei für die Flugzeuge Motore hergestellt wurden. Die Gruppen der Steyrer Widerstandsbewegung arbeiteten im Dreiersystem. Es wurden Gel– der für Unterstützung der Familien von Verhafteten gesairrnelt, Flugblätter verteilt, die aus dem damaligen "Niederdonau" kamen, und auch in Steyr selbst wurden Flugblätter her– gestellt . Eine wichtige Arbeit bestand auch darin, Verbindung mit den ausländischen Ar– beitskräften aufzunehmen und diese Verbindungen auszubauen . WIDERSTANDSKJ\MPFER TARNTEN SICH ALS WASSERSPORTLER Die Widerstandskämpfer tarnten sich als Wassersportler und hielten in unwegsamen Auge– bieten Zusairrnenkünfte und Schulungen ab. Auch Almhütten im Enns- und Steyrtal spielten bei den illegalen Zusairrnenkünften eine bedeutsame Rolle . Es wurde ständig daran gear– beitet, die Arbeitskollegen im österreichisch-antifaschistischen Sinne zu beeinflussen . Im Jahre 1942 wurde abermals eine größere Gruppe der illegalen Widerstandsbewegung ver– haftet. Eine erste Verhandlung vor dem Volksgerichtshof im August 1943 mußte vertagt werden, weil es der Gestapo trotz aller Terror- und Foltermethoden nicht gelungen war, ein halbwegs stichhältiges Material zusanmenzubringen. STEYRER ARBEITER ZUM TODE VERURTEILT Am 23.Mai 1944 wurden dann in einer zweiten Verhandlung die Kommunisten Franz Draber, Josef Bloderer und der Bezirksobmann der KPO Steyr Karl Punzer zum Tode verurteilt. Draber und Bloderer gelang nach langem Aufenthalt in der Todeszelle des Stadelheimer Gefängnisses in München die Flucht, Karl Punzer wurde dabei wieder verhaftet und gleich darauf am 5.Dezember 1944 zusammen mit Hans Palme, Hans Riepel und Josef Ullramm hinge– richtet. Von welcher Standhaftigkeit die eingekerkerten Kommunisten waren, geht daraus hervor, daß die Wege der illegalen Verbindun~, die von Steyr nach Wien führten, die Gestapo nie erfahren hat.Auch manchen später hohen Funktionären der Steyrer SPO, die zur Widerstands– bewegung engen Kontakt hatten, blieb die Verhaftung und Ermordung nur dadurch erspart, daß die Eingekerkerten auch dem schwersten Druck standhielten. 6

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