Veröffentlichungen des Kultturamtes, Heft 36, Dezember 1985

TEIL III DIE ÜBERTRAGUNG DER GEBEINE DES HL. GLIOLAPHUS NACH ST. MICHAEL IN STEYR Die Jesuiten, die am 3. November 1632 in Steyr eine Residenz er– öffnet hatten 1 ), waren natürlich sehr bemüht, ihren Auftrag, die vom katholischen Glauben Abgefallenen wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen, nach besten Kräften zu erfüllen. Diesem Zwecke dienten auch kirchliche Feiern jeder Art. Da die ihnen zur Benützung zugewiesene Spitalskirche sehr bald zu klein wurde, waren sie bestrebt, möglichst bald eine eigene Kirche zu erhalten . Das Anfangskapital für den Bau stiftete Johannes Udalrich Eggenberg, Herzog von Krummau, indem er ihnen 10.000 fl aus der Schuld des Landes Oberösterreich zedierte. So konnten sie kaum drei Jahre nach ihrer Ankunft in Steyr am 29. September 1635 feierlich den Grundstein zur eigenen Kirche legen und den Bau trotz der Wirrnisse des 30-jährigen Krieges und des immer noch vorhandenen Widerstandes vieler Bürger, die insgeheim immer noch der lutherschen Lehre anhingen, soweit fortführen, daß er am 8. Dezember 1648 im festlichen Rahmen geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Es ist nur zu verständlich, daß man gerade diesen Anlaß zu einer großen kirchlichen Feier benützte, die in die Öffentlichkeit wirken und möglichst viele Neugierige anziehen sollte. Die Weihe der Kirche nahm Bischof Udalrich von Lampsacum vor, der Suffragan des Passauer Bischofs Erzherzog Leopold. Bei der Weihe assistierten ihm die Prälaten von Gleink, Garsten und Seitenstetten, sowie der Erzdechant von Lorch 2 ) . Knapp ein Jahr später bot sich wieder eine günstige Gelegenheit, eine große öffentliche Feier zu begehen, als man die Gebeine des hl. Märtyrers Gliolaphus in die Kirche St. Michael übertrug. Über diese Festlichkeit berichtet der Chronist des Kollegs folgendes : 3 ) „Als Höhepunkt fügen wir die Übertragung des hl. Märtyrers Gliolaphus an, welcher unserem Kolleg von Rom übersandt wurde. Sie fand im Monat September am Tage des hl. Apostels Matthäus 4 ) statt. Bericht über den Vorgang, bei welchem die von Rom übersandten Reliquien des hl. Märtyrers Gliolaphus in unsere Kirche übertragen wurden Daß man aus der Stadt 5 ) Reliquien für die neue Kirche erbeten hatte, die, wie wir berichteten, im Vorjahr geweiht worden war, wurden vom Adm. Pater Provinzial verschiedene, insbesondere aber jene über– sandt, die der Assistent P. Florentius Montmorency aus dem Cemeterium der hl. Priscilla vom Stellvertreter Sr. Heiligkeit, Sr. Eminenz Kardinal Ginetto erhalten hatte: die des hl. Gliolaphus. Um ihn zur öffentlichen Verehrung aussetzen zu können, war die Ermächtigung des zuständigen Bischofs erforderlich. Diese wurde bei Sr. Durchlaucht Erzherzog Leopold 6) erbeten , der aber, da er wegen Regierungsgeschäften in den 120

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