Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Wirksamkeit der Steyrer Jesuiten a) Religiös Bekehrungen. Predigt und Katechese. Sakramente. Heiligenverehrung. Messen, Andachten , religiöse Feiern und Bräuche. Exerzitien, Exkursionen, Missionen. Kongregationen und Bruderschaften. Mit der Niederwerfung des vom Prediger Jakob Greimbl im Hausruck ange– zettelten Aufstandes der Bauern, am 9. Oktober 1632 und der Hinrichtung der Anführer, fanden die Bauernerhebungen ihren düsteren Abschluß. Die Reformationskommissäre verlangten ein Verzeichnis der „ gehorsamen und ungehorsamen " Untertanen. Sie13i) ließen am 28. Februar 1633 die Bevöl– kerung von Steyr ins Rathaus zitieren; vormittags wurden die Bürger, nachmittags die „Weiber" vorgeladen: Jene, die nicht katholisch werden wollten , erhielten letzten Termin , um auszuwandern. Der Druck der Gegen– reformationsbestimmungen , der Quartierlasten , der seelischen Not durch Krieg und Pest (die im Jahre 1634 zweihundert Todesopfer forderte) hatte viele vom katholischen Glauben Abgefallene und an ihm Zweifelnde dem Wirken der Jesuiten gefügiger gemacht. Die aus ihren Jahresberichten aufweisbare Statistik über die Be k eh r u n gen ist nur mit Vorsicht anzuwenden - schon allein wegen der Tendenz der Quelle (,, erbauliche und tröstliche Gedanken " wiederzugeben). Der Residenzbericht (1632/33) vermerkt 300 Bekehrungen , im Pestjahr 1634 sind es 15; von da steigt die Zahl im Jahre 1635 auf 225 ; 1636 wurden von der Häresie, ,, die schon abflaut " 300 losgesprochen; die Höchstzahl der Konversionen (bzw. Re– versionen) bringt das Jahr 1637 mit 400. In den folgenden Jahren - bis zum Westfälischen Frieden - waren 23 bis 24 Bekehrungen im Durch– schnitt.138) Kaiser Ferdinand III. hatte sich bei Abschluß des Dreißigjährigen Krieges zu keinerlei (bedeutenden) relig iösen oder politischen Zugeständ– nissen für seine Erbländer herbeigelassen . Dies führte zu weiteren Maß– nahmen gegen die Protestanten. In der Ratssitzung am 2. Juli 1650 wurde ein kaiserliches Patent verlesen, worin dem Magistrate aufgetragen wurde, zu erheben, wieviele „ Unkatholische " sich noch in der S'tadt befänden. Diese wären auszuweisen und Nichtkatholiken künftig nicht mehr in Steyr aufzunehmen. Nach zeitgenössischem Denken hatte Gott selbst gegen die Protestanten entschieden ; die vollkommene katholische Restauration konnte daher in Steyr ohne wesentlichen Widerstand durchgeführt werden.139 ) Die dringend notwendige Bildung des Volkes in den aktuellen rel igiösen Fragen geschah hauptsächlich durch Pr e d i g t und Katechese in der Spitalskirche (ab 1647 auch in der neuen Kollegskirche). lgnatius war von der Wichtigkeit des Predigtamtes ganz durchdrun– gen: Mit Ausnahme der Sakramente sei zur Rettung der S'eelen nichts 67

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