Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Eintreffen und Wirken der ersten Jesuiten in Steyr Die Ankunft der ersten Jesuiten, die mit der Kollegsgründung in Steyr im Zusammenhang stehen , ist nicht bekannt. Zum erstenmal hören wir vom Besuch eines Jesuiten in Steyr-Garsten zum 4. Oktober 1607.53 ) Die religiö– sen Verhältnisse sprechen für die Annahme, daß man sich bereits damals mit dem Plane beschäftigte, in Steyr die zweite Niederlassung der Gesell– schaft Jesu in Oberösterreich zu gründen . Die Quellen über die (von Fer– dinand II. 1630) für diesen Zweck angeordnete Übergabe der erwähnten elf Bürgerhäuser sprechen häufig von der „ Translatio " oder vom „Transferie– ren " des „ Linzerischen Kollegs " nach Steyr.54 ) Der Jahresbericht 1631 die– ses Kollegs erwähnt, daß zwei Patres nach S'teyr beordert wurden.55 ) Durch das Hinzukommen der Exulanten aus der Rheinischen Provinz wuchs die Zahl der Kollegialen in Linz im laufe des Jahres 1632 auf dreißig ; ,, nicht einge– rechnet dabei sind die für die Steyr Residenz vorgesehenen " .56 ) Pritz berich– tet in der Beschreibung und Geschichte seiner Heimatstadt, daß der Bau des Jesuitenkollegs noch im Jahre 1631 begonnen wurde, ,, wozu der Kai– ser 8.000 fl beitrug " .57 ) Am 28. 8. 1631 unterzeichneten Florentius de Mont– morentij, Visitator der österreichischen Ordensprovinz und Provinzial Geor– gius Forro in Wien den Revers bezüglich der für das künftige Kolleg zum Gebrauch bestimmten Bürgerspitalskirche. Die Jesuiten berufen sich darin auf die Autorität und den ausdrücklichen Auftrag des Kaisers, in Steyr ein öffentliches Gymnasium zu errichten " und die übrigen Aufgaben und Dienste gemäß ihrer eigenen und besonderen Institution zum Heile der Seelen aus– zuüben " .58) Wird der „ Baubeginn " des Kollegs bereits im Jahre 1631 ange– setzt, so kann man darunter kaum etwas anderes verstehen als organisierte Zurichtung des Wohn- und Bauplatzes unter Kontaktnahme mit den Besit– zern der zu übernehmenden Gebäude und Beschaffung von Baumaterial. Quellen sprechen für die Annahme, daß für diese Angelegenheiten zu S1teyr e i n Jesuit beauftragt war. Der Orden hatte für das Werk der Gründung des Steyrer Kollegs P. Marcus N o e I i u s ausersehen .59 ) Als Bauherr begann und leitete er Jahre hindurch den Bau von Kolleg und Kirche.60 ) Ihm sind auch die Vorbereitungsarbeiten als Verantwortlichen zuzuschreiben. Erst Anfang Juni 1632 konnte er seinen Posten in Steyr beziehen. Obwohl sich durch die Einquartierungen von Soldaten im Land neue Schwierigkeiten ergaben , die Abtretung der Häuser „yezo aber durch die Herrn P. P. S'ocie– tatis widrumben urgiert wirdt und sich weiter nit verschieben läßt " ,61 ) kam es in diesem Monat endl ich zur Übereignung der Gebäude an den Orden .62 ) Es verging noch ein Monat, bis man mit der Räumung der Häuser begann . Am 26. 6. 1632 berieten die Stadtväter die Aussiedlung der „ Ent48

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