Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

Bereitstellung der Fundation durch Pater Bernhard Graf Thanhausen Die ersten Generäle der Gesellschaft Jesu behandelten die Fundierung der Kollegien mit größter Vorsicht17 ) . Nach den Statuten, die lgnatius und seine Nachfolger aufgestellt hatten , sollte die Ordensgesellschaft an sich besitz– los sein . Jede Niederlassung hatte aber das Recht auf so viel Eigentum, als sie braucht um Lebensunterhalt und geistige Ausbildung ihrer Bewoh– ner zu garantieren. Die materielle Sicherung sollte jedoch so sein , daß die Väter durch wirtschaftliche Sorgen nicht in ihrer Tätigkeit in Seelsorge und Schule behindert würden. Im Falle Steyr war infolge des wirtschaftlichen Tiefstandes der Stadt nicht von vornherein mit größeren Donationen von seiten der Stadtgemeinde und ihrer Bürger zu rechnen. Eine Anstalt ausschließlich für Pension zahlende Studenten zu errichten, um davon leben zu können , war von den für die Gründung Verantwortlichen nicht beabsichtigt. Die erste Schwierigkeit bei der Planung eines Kollegiums in Steyr ergab sich dadurch, daß man keinen Stifter fand18 ) . Schließlich wurde 1630 auf Betreiben der Gräfin Ursula von Th an hause n19 ), der ihrem S'ohne, dem Jesuiten Be r n h a r d von Thanhausen, zufallende Erbteil als Funda– tion für das Kolleg bestimmt2°). Im Elogium über Pater Bernhard heißt es: Damit er seinen Eltern, die beide Gründer von Kollegien sind, in der Liebe zu Gott nicht nachstehe, wollte er aus seinem Erbteil ein drittes Kolleg gründen, und zwar in Steyr21 ). Es sch ien wohlgelegen , die Sache dem Kaiser zu unterbreiten. Dieser gab seine Zustimmung, und P. Johannes Bernardus von Thanhausen wurde gemäß dem Wunsch seiner frommen Mutter F u n - d a t o r Co 1 1e g i i S t y r e n s i s. Die Fundation betrug 50.000 Gulden, die, bei den Ständen Steiermarks angelegt, jährlich 3000 Gulden Zinsen trugen, von denen 14 bis 15 Personen ihren Unterhalt finden konnten22 ). P. Johannes Bernardus, geboren am 9. Februar 1603, entstammte einer Adelsfamilie, die zu den größten Wohltätern der Gesellschaft Jesu zählte. Sein Vater, Baron Ba! t h a s a r von Th an h aus e n, war seiner Klug– heit wegen bei Kaiser Ferdinand II. sehr beliebt23 ). Am 9. Juni 1621 schenkte der Baron den Jesuiten das Kloster der Augustiner-Eremiten zu Judenburg, das er mit päpstlicher Bewilligung um 2000 fl gekauft hatte, und wurde so zum Gründer des Judenburger Kollegs24 ). Die Mutter, Gräfin Th er es i a U r s u I a von Thanhausen war eine geborene Baroneß von H o I i n e k25 ) : Tochter des Fridericus L. B. von Holinek, einem Lutheraner, und der Justina 42

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