Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

bestelle(n), da- / mit hierin khain mangl Erscheine"). Eine für die Biographie nicht unwesentliche, zunächst rätselhaft erscheinende Eintragung findet sich z-um 17. Februar 1614: ,, Paul Peürl p(ro) Promo- / torial an die zur Neü- / stadt, wegen Rüstigkeit / seiner Erbsgeber halb(er) II Fiat, wie begert" (doch dürfe darunter der Orgelbau nicht leiden , siehe oben) . Dar– aus ist zunächst zu schließen , daß es sich nicht nur um ein Schriftstück handelte, das der Rat von s•teyr an den Rat von (Wiener) Neustadt schicken solle, sondern daß Peuerl selbst damit dorthin gereist ist. Als sein „ Erbs– geber" in Wiener Neustadt kommt wohl nur der Bruder Conrad in Frage, der hier zwischen 1613 und 1627 mehrfach in den RP aufscheint und am 9. Februar 1628 gestorben ist.73 ) Als dessen Beruf ist am 1. November 1622 Gerichtsschreiber und am 20. Juli 1627 Gerichtsadvocat angegeben. Bei den meisten aktenkundigen Fällen handelt es sich um Ansuchen um Steuer– nachlässe oder um Hilfe gegenüber säumigen Gläubigern , er hat sich also offensichtlich als Geldverleiher betätigt.74 ) In einer solchen Angelegen– heit dürfte ihn auch sein Bruder Paul aufgesucht haben (um Geld oder eine Bürgschaft zu erhalten?) ,75 ) vermutlich besteht auch ein Zusammen– hang mit der genau eine Woche vorher bewill igten Reise in seine Heimat (nach dem Tod der Eltern?) . Offensichtlich hat Peuerl beim Rat mit einer möglichen oder bevorstehenden Erbschaft operiert und es erhebt sich die Frage, ob er nicht damals schon - man stand mitten im Neubau de r Steyrer Orgel - mit dem Gedanken gespielt hat, sich auch in größerem Umfang und offiziell als Orgelbauer zu betätigen . Erste Voraussetzung dafür wäre eben einiges Kapital gewesen. Auffällig ist, daß zur Zeit des Wilheringer Orgelbaues um 1619/20 nichts von einer Beurlaubung zu diesem Zweck aufscheint. Weiters erhebt sich überhaupt die Frage, wo er eine Werkstätte betrieben haben könnte. Im Wilheringer Orgelvertrag ist festgehalten , daß er das Werk „auf seine Aignen unkosten dahaimb Zu Steyr . . . Inner Jahr und Tage machen und gentzlich verfertigen, nach Ververtigung derselben alhero auf Wilhering ohne entgeldtt des Closters verfertigter liefern, folgendts auch mit seinem gesindtt an das deputirte Orth in der Kirchen aufrichten"5 ) müsse. Das bedeutete für Peuerl zwar die Möglichkeit, nicht allzu lange von Steyr fort sein zu müssen, andererseits aber auch ein großes Risiko und Problem bei der Anfertigung , der Lagerung und dem Transport. Dazu schweigen die Quellen. Schließlich erhebt sich die Frage, wie das Kloster Wilhering dazu kam, ausgerechnet einen nicht entsprechend mit Neubauten ausgewiesenen und vor allem protestantischen Orgelbauer zu wählen. Wenn auch in geschäftlichen Angelegenheiten diese Grenzen fließend gewesen sein mögen , könnten auch dabei gewisse persönliche Beziehungen eine Rolle gespielt haben. Dazu ist bestenfalls die Vermutung möglich , solche Be– ziehungen könnten durch eine vorausgegangene Orgelreparatur zustande– gekommen und irgendwie über die Schwester des Abtes Georg Grill , Eva, die mit dem Steyrer Apotheker Kretschmann76 ) verheiratet war, gelaufen sein.77 ) Daß nur das Titelblatt von 1611 Peuerl als „der zeit bestellten Organisten bey der Evangelischen Kirchen zu Steyer" bezeichnet, 1613 und 1620 aber die Formul ierung durch „der löblichen Statt Steyr in Oesterreich ob der Enß bestellten Organisten" ersetzt wird, hat Geiringer mit der Lage 20

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