Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 34, November 1796

In einem Nachsatz von BR 3 leistet sich Peuerl genau das, was er unmittel– bar vorher für sich selber befürchtet : den Versuch, jemanden anzuschwär– zen. Der „Rector alhie" gebe vor, ,,er hette schon längst Rector zu Steier sein khünnen; wie er dann wär begertt wordten, hette denn Zustandt d(er) Schuelen allhie bedacht und solches abgeschlagen". Es handelt sich dabei um jenen Johannes Funckh, der 1603 Jacob Tydeus aus dem Rektorenamt in das des Konrektoren verdrängt hatte. Daß auch Peuerl diesem nicht allzu wohl gesinnt ist, dürfte auf einer Parteinahme für letzteren beruhen (und damit wiederum auf eine engere Freundschaft zwischen beiden schlie– ßen lassen). Die daselbst genannte „ander Person" schließlich, auf die Puchheim 1609 schlecht zu sprechen war, weil sie gemeinsam mit Peuerl „die Vocation an denn Herrn Conrektoren [Tydeus] angericht" hätte, kann nicht namhaft gemacht werden . Peuerl hatte 1601 den in Horn wenigstens seit 1596 als Organist tätig gewesenen Lorenz Khüniger abgelöst. Sein unmittelbarer Nachfolger wurde wahrscheinlich Hans Georg von Ende, zumindest wird dieser in den Homer Ratsprotokollen am 6. Dezember 1614 als „gewester Organist" bezeichnet. Am 31. Jänner 1620 scheint daselbst Reichard Khüniger als Organist auf. Dieser ist wohl ein Sohn des Lorenz Khüniger und vielleicht sogar gebü– tiger Homer gewesen, weshalb man ihn bevorzugt behandelte: als er nämlich Horn verließ, griff man am 31. Oktober 1620 (also wieder per 1. November !) auf Hans Georg von Ende zurück. Dieser war jedenfalls Nicht-Österreicher und entstammte offenbar einer traditionellen Organisten– familie.38) Steyr Warum sich Peuerl 1609 in Horn nicht mehr wohl gefühlt hat und im Som– mer dieses Jahres seinen Weggang nach Steyr in die Wege leitete, war mehrfach Gegenstand von Vermutungen. Meist wird die allgemeine poli– tische und religiöse Lage angeführt: Tatsache ist, daß am 31. August 1608 die oberösterreichischen Landstände, geschickt den Bruderzwist zwischen Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Matthias ausnutzend, in allen landesfürst– lichen Städten den lutherischen Gottesdienst wiedereingeführt und sich dem sog . ,,Homer Bündnis " angeschlossen hatten. So gingen auch die Protestanten u. a. in Steyr wieder daran, mit dem Schuljahr 1609 ihre 1599 geschlossene Lateinschule wieder zu errichten . Als Rektor holte man Egydius Weixelberger aus Regensburg, 39) als Konrektor den genannten Ty– deus und gleichzeitig als Organisten Peuerl. In Horn regierte damals der angeblich unbändige und harte Reinhard v. Puchheim. Außerdem hätte im Zuge des Homer Bündnisses die Stadt einem Feldlager geglichen und so hätte dem Künstler Peuerl und Gelehrten Tydeus „das durch seinen Ge– werbefleiß berühmte und von keinem Stadtherrn regierte Steyr als Zufluchts– stätte des Friedens und der Freiheit" erscheinen müssen.40 ) Dabei wird von Geiringer als eher zufällig oder nebensächlich, von Neumann aber 10

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