Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

herannahenden Militärs brachen Wolf Madlseder und Dr. Lazarus Holzmüllner am 11. August 1626 von Wels nach Melk auf, wo sie erst am 14. August ankamen.5) Sie überreichten dort den Kommissaren die im Juli verfaßte Beschwerdeschrift. Madlseder und Dr. Holzmüllner verlangten vor der Verhandlung Religionsfreiheit, die ihnen die Kommissäre ihrer Weisung gemäß natürlich nicht zugestehen konnten. Die Bauernvertreter zogen die Verhandlungen in die Länge, weil ihnen die Hauptforderungen abschlägig beschieden worden waren. Als sich Madlseder und Dr. Holzmüllner verbürgten, alles, was nunmehr beschlossen würde, sei für alle Bauern verpflichtend, wurde ihnen ein Waffenstillstand vorgelegt, der ab 22. August 1626 acht Tage dauern sollte.6) Nur die Aufhebung der Belagerung von Linz durch die Bauern, wollten Madlseder und Dr. Holzmüllner nicht zugestehen, solange sich der Statthalter Herberstorff dort befände. Die Verhandlungen wurden in Niederwallsee fortgesetzt. Madlseder und Dr. Holzmüllner hofften, daß Linz bald in die Hände der Bauern fallen werde und so ihre Verhandlungsposition stärken werde. Sie richteten darauf ihre Verhandlungsweise ein und wiesen alle Vorschläge der kaiserlichen Kommissare zurück.7) Nach der Einnahme von Wels am 27. August und der vorherigen Befreiung der Stadt Linz am 25. August 1626 schwand für die Unterhändler der Bauern, die bisher die Verhandlungen in die Länge gezogen hatten, jegliche Hoffnung. Wolf Madlseder, Dr. Lazarus Holzmüllner und Achaz Wiellinger suchten für ihre Personen um Begnadigung an und beeinflußten die Verhandlungen des restlichen Bauernausschusses mit den kaiserlichen Kommissaren nicht mehr. Da sich die Sache der Bauern im Niedergang befand, wagten die Kommissare nach Enns zu übersiedeln. Der Statthalter Herberstorff, der sie dort aufsuchte, sah weitere Verhandlungen an diesem Ort als Einmischung in bairische Angelegenheiten an. Kaiserliche und bairische Truppen wüteten im Land ob der Enns. Am 5. September 1626 baten die Bauernausschüsse um einen Waffenstillstand, damit man ungestört verhandeln könne. Am gleichen Tag kamen Vertreter der Bauern aus dem Lager zu Weiberau mit der Mitteilung daß sich die Bauern in den Kaisers Gehorsam und Schutz begeben wollten, wenn ein Waffenstillstand vereinbart und dem Wüten der Soldateska Einhalt geboten werde. Zwei Tage später wurde der Waffenstillstand zu den im August 1626 ausgehandelten Bedingungen für 10. bis 18. September abgeschlossen.8) Schon am 12. September 1626 wurden den Bauern von den Kommissären folgende Forderungen gestellt : 1) Die Bauern sollen dem Kaiser die schriftliche Versicherung abgeben, sich an keinem Aufstand mehr zu beteiligen. 69

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