Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Häuser ihrer eigenen Standesgenossen, brannten die Pfarrhöfe in Viechtwang und Pettenbach nieder.42) Wolf Madlseder kam durch die Bauern selbst in Gefahr. Er widerstrebte der Auslieferung des Scultetus und hatte ihn sogar gewarnt. Er war nicht bereit gewesen, nach der Niederlage vor Linz in das dortige Bauernlager zu kommen, um Verhandlungen zu führen. Madlseder wurde auf Befehl anderer Bauernführer — wahrscheinlich vor allem des Hausleitners — verhaftet und am 3. August 1626 von einem Schwurgericht der Bauern zum Tode durch den Strang verurteilt. Sein Vermögen wurde für verfallen erklärt. Die ihm zur Last gelegten Verbrechen an der Sache der Bauern lauteten : daß er den Johannes Scultetus ohne Vorwissen der Bauern, die diesen an die Stände bzw. an den Kaiser ausliefern wollten, freigelassen habe und daß auf seinen Rat die kaiserlichen Kommissare gefangen, nach Steyr geführt und hier so lange festgehalten worden wären. Das zweite Vergehen sei der Grund geworden, daß das kaiserliche Kriegsvolk ins „Landl“ eingebrochen wäre. Das Urteil wurde nicht vollstreckt, obwohl Madlseder in das Lager vor Linz gebracht worden war. Wie sich Madlseder aus dieser gefährlichen Lage befreien konnte, ist nicht bekannt. Schon am 6. August 1626 befand er sich bei der ständischen Versammlung in Wels.43) Bekanntlich war die Kette, die die Donau bei Aschach gegen Nachschub absperrten, um die Mitte des Monats Juli gebrochen. Die Steyrer Schmiede waren von Madlseder und Wiellinger beauftragt worden, eine neue Kette zu machen. Sie wurde zweihundert Meter lang und 7500 kg schwer, wobei jedes Glied zehn kg wog. Das Eisen hatte die Hauptgewerkschaft zu liefern. Am 4. August 1626 war die Arbeit vollendet, worauf die Bauern die Kette nach Neuhaus brachten und dort mit drei anderen Ketten und zwei Seilen die Donau neuerlich sperrten.44) Gegen die kaiserlichen Streifzüge und gegen einen direkten Angriff wollten sich die Bauern schützen. So begannen sie am 8. August mit dem Bau einer großen Schanze beim Ramingsteg, während die Bürger der Stadt angehalten wurden, Wache zu halten. Die Bauern scheinen sich der Steyrer Bürger nicht mehr allzu sicher gewesen zu sein, denn die Wachen der Steyrer wurden nur an unwichtigen Stellen postiert. Die Bauern hielten dagegen Wache an den Stadttoren.45) Da die Bauern viel Verstärkung in Steyr zusammenzogen, wurden die Bürger mit Einquartierung belastet. Auch Zetl hatte in seinem in Ennsdorf gelegenen Haus drei unfreiwillige Untermieter. „Sie kundten ihr Sachen so guett fordern alss die Soldaten !“46) Mit den kaiserlichen Truppen zu Enns waren die katholischen Bürger in geheimer Verbindung. Am 5. August brachte der Steyrer Barbier Hans Lutz für die bevorstehende Befreiung der Eisenstadt „Salva Guardia-Pässe“ vom kaiserlichen Obersten Löbl für seine Glaubensgenossen mit. Diese Freibriefe sollten dazu dienen, im Falle das 60

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