Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

ihren nunmehrigen Stützpunkt Enns brachten. Die wachsende Gefahr durch die herannahenden kaiserlichen Truppen bewogen viele Bauern nach Hause zurückzukehren.3’) Unter diesem Druck wurde am 26. Juli 1626 das Aufgebot des Adels erneuert und viele Landleute mußten unter Drohungen zur Stellung in eines der Bauernlager oder nach Wels zur noch tagenden Ständeversammlung gezwungen werden. Bei Steyr und Neuhofen wurden neue Stützpunkte der Bauern errichtet. Gleichzeitig ließ Madlseder an der niederösterreichischen Grenze Wachen aufziehen und die Wege durch Verhaue absperren, wie er es bereits 1619 als ständischer Kriegskommissar getan hatte.32) Das Problem der Verteidigung der Stadt Steyr war für die Bauern und deren Sympathisanten akut geworden. Am 26. Juli wurden Friedrich Ecker [Eckhart) zum Hauptmann und Gottlieb Hoffmann zum Leutnant bestellt. Bisher hatte den Oberbefehl in Steyr der Wirt von Laakirchen Neumüller innegehabt.33) Das Vorrücken kaiserlichen Kriegsvolkes machte die Bauern in der Eisenstadt gereizter. In der Bürgerschaft gab es drei Gruppen. Die bemittelten Bürger zogen sich zurück, wenn sie mit den Bauern sympathisiert oder Partei ergriffen hatten, die katholischen Bürger sehnten das kaiserliche Kriegsvolk als Befreier herbei und traten mit diesem in geheime Verbindung. Mit der jeweils herrschenden Macht hielten es nur die untersten sozialen Schichten. Sie waren es auch, die sich an den anfänglichen Plünderungen der Bauern beteiligten und werden es auch sein, die sich nach dem Siege der Kaiserlichen, ähnlich den Soldaten, an dem Gute der geflohenen Protestanten und Bauernführer gütlich tun werden.34) Unter dem Schutze der Bauern fingen übermütige Burschen an 27. Juli 1626 einige kaiserliche Reiter vor der Stadt. Am gleichen Tag wurde von Bauern und Bürgern das Stift Gleink geplündert. Es wurde dort „uebel gehaust, alles darinnen erschlagen, Thruchen vnd Cästen auf- gehackht vnd guete Beuth gemacht!“ Den dort gefundenen Wein brachten die Bauern in die Stadt um ihn beim Gastgeb Christoph Gstöttner um acht Kreuzer pro Kanne zu verkaufen. Der Erlös sollte dem Ankauf von Pulver und Munition dienen.35) Der akute Pulver- und Munitionsmangel bewog die Bauern schon am nächsten Tag unter der Führung des Bauernhauptmannes Neumüllner und des Basti Pollhammer neuerlich das Kloster Garsten aufzusuchen. Es wurden Waffen gefunden, die man nach Steyr brachte. Auch Steyrer Bürgerhäuser wurden mit Nachforschungen behelligt. Bei Max Wusch- letitsch in der Enge (heute Nr. 9) fand man ein Faß Salpeter.36) Da am 28. Juli sich noch der Hauptmann Neumüllner in der Stadt befand und auch von Zetl als solcher bezeichnet wurde, ist anzunehmen, daß Hoffmann und Ecker ihre Funktionen als Hauptmann bzw. als Leutnant erst nach dem 28. Juli angetreten haben.37) 58

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