Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

Munition zu unterstützen. Doch die Bauern antworteten, sie benötigen nur Ausrüstung. Mutige Männer hätten sie selbst genug. Ohne vertragliche Fixierung reiste Scultetus weiter. Dem Adjutanten des Achaz Wiellinger, dem ehemaligen Bäckermeister aus Steyr, Tobias Angerholzer, hinterließ er eine Geheimschrift für den vereinbarten Briefverkehr.,4) Dieser Scultetus scheint wirklich ein Flofmann des Christian von Dänemark gewesen zu sein. Er soll von Wolfenbüttel durch Sachsen nach Leitmeritz, nach Prag und Krumau in unsere Gegend gekommen sein. Nach der anfänglichen Verbindungsaufnahme mit Sigmund Rudolf von Polhaim konnte Scultetus den Bauern das Angebot seines Königs überbringen. Nach anderen Schilderungen soll Scultetus von Balthasar Mayr über Urfahr nach Steyr gebracht worden sein. Die Bauern sollten Scultetus verhaftet haben, weil er ihnen verdächtig erschienen war. In Steyr selbst war Johannes Scultetus über Anweisung von Wolf Madlseder im Hause des Leonhard Püstrich einquartiert worden.15) Von einer Verhaftung kann sicherlich keine Rede sein, eher, daß Madlseder in dieser Form mit dem geheimnisvollen Mann in Verbindung kommen wollte. Bekanntlich konnte oder wollte Scultetus weder den Ständevertretern noch den Bauern sein Originalbeglaubigungsschreiben vorlegen. Es lag immer nur eine Abschrift vor, die überdies formale Fehler aufwies.,6) Auffällig war es auch, daß Scultetus nach dem Verlassen des Lagers zu Weiberau nichts mehr von sich hören ließ. Auch konnte nach der Niederschlagung des Aufstandes bei den Verhören keine weitere Verbindung der Bauern mit Scultetus festgestellt werden. So scheint die Annahme berechtigt, daß Scultetus von seinem Herrn, dem dänischen König, nur mit Erkundigungen hinsichtlich der Bauern und deren Lage beauftragt gewesen oder daß Scultetus eigenmächtig mit einem gefälschten Beglaubigungsschreiben in das Land ob der Enns gekommen war.17) Eine andere Hypothese ist, Johannes Scultetus sei ein Strohmann des Wolf Madlseder und des Dr. Lazarus Holzmüllner gewesen. Denn in Steyr verkehrte Scultetus nur mit Dr. Johannes Joachim Anomäus, den er wahrscheinlich von früher her kannte, mit Hans Hausleitner und natürlich mit Wolf Madlseder und Dr. Holzmüllner. Von den Ständevertretern hielt sich Scultetus auffällig fern. Für diese These spricht auch die Form des wahrscheinlich gefälschten Beglaubigungsschreibens und die Verhinderung der Auslieferung des Scultetus durch Wolf Madlseder an den kaiserlichen Hof. Madlseder und Dr. Holzmüllner konnten auf die schon damals reichen Bestände des Archives der Stadt Steyr für Muster zurückgreifen. Mit dem genauen Stil fürstlicher Kanzleien waren sie kaum vertraut. Die Zusage des Scultetus lautete außerdem auf die Lieferung von Pulver und Munition. Dieses Manko war gerade zu dieser Zeit bei den Bauern sehr akut. Die versprochene Hilfe konnte den schwin55

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2