Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 33, 1976

sam vorgehen werde. Die Stände gaben wieder eine ausweichende Antwort.9] Nach dem Tode Fadingers und Zellers ging die Führung der Bauern vor allem an Wolf Madlseder und Lazarus Holzmüllner über. Im Gegensatz zu den einfachen Bauern setzten diese in Verhandlungen mit den kaiserlichen Kommissaren und den Ständen kein allzu großes Vertrauen. Andererseits waren Madlseder und Dr. Holzmüllner wenig geeignet, um durch persönliche Tatkraft und Beispiele wie Achaz Wiellinger, die Bauern zu erwünschten militärischen Erfolgen zu führen. Manche Bauern strebten sogar einen Vergleich mit dem bairischen Pfandherrn und den kaiserlichen Landesherrn an. Der Tod Fadingers machte viele Landleute der ihnen gerecht erscheinenden Sache unsicher. Am dritten Verhandlungstag — am 8. Juli 1626 — hatten die Bauern einzelnen Ständevertretern etwas Vertrauliches mitzuteilen. Diese wollten sich nicht auf ein geheimes Gespräch einlassen, zumal sie beim Kaiser in Verdacht standen, mit den Bauern zu einer separatistischen Regelung kommen zu wollen.10) Schon vor dem Tode Fadingers hatte sich bei den Bauern ein Fremder namens Johannes Scultetus gemeldet, mit der Nachricht, sein Herr König Christian IV. von Dänemark wolle den Bauern durch Entsendung von Kriegsvolk helfen, aber nicht mit der Absicht, den angestammten Landesherrn das Land ob der Enns zu entfremden, sondern um den protestantischen Glaubensgenossen in ihrer gerechten Sache beizustehen. Diesen Boten brachten die Bauern nach Steyr und hielten ihn hier fest.11) Mit Scultetus, der sein Beglaubigungsschreiben nicht im Original vorweisen konnte, dürfen sie nicht verhandeln, erklärten die Ständevertreter, läge doch sein Auftraggeber mit ihrem kaiserlichen Herrn im Kriege. Die Bauern sollen die Sache ^en kaiserlichen Kommissaren vortragen. Gleichzeitig erstatteten sie selbst den Kommissären und den Ständen in Linz darüber Bericht.12) Die Bauern nahmen mit den im Schloß internierten Kommissaren Verbindung auf und teilten diesen die Nachricht des Scultetus mit, der dänische König werde ihnen Hilfe leisten. Die Bauern selbst waren nicht überzeugt, denn sie erbaten andererseits vom kaiserlichen Hof Bescheid, was sie mit dem Scultetus machen sollten. Sie erklärten sich sogar bereit, diesen nach Wien auszuliefern. Schon am 17. Juli reisten die Gesandten der Bauern von Wien nach Steyr ab, mit dem Befehl in der Tasche, Scultetus solle nach Wien überstellt werden. Doch die Übergabe wußte Madlseder zu verhindern. Er schickte Scultetus von Steyr in das Weiberauer Lager, zu den Bauern, die mit den in Steyr vereinbarten Maßnahmen ohnehin nicht zufrieden waren.13) Im Weiberauer Lager wiederholte Scultetus die Absichten seines Herrn, die Bauern mit Kriegsvolk und mit Lieferung von Pulver und 54

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