Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Das Siegel der Kompanie, der 1598 das Haus Stadtplatz Nr. 15 gehörte, zeigte das Stadtwappen ohne Bindenschild. Die Umschrift lautete: „Eisenhandelsgesellschaft Sigil“.15) Schleppend entfaltete die Eisenkompanie ihre Tätigkeit. Das Betriebskapital konnte nur mühsam aufgebracht werden. Im Juni 1583 war Steyr gezwungen, zur „Erhaltung der Compania“ auch in Wien durch den Stadtschreiber drei- oder viertausend Gulden „erhandeln“ zu lassen.16) In den Akten der Eisenhandelsgesellschaft wird daher die „Antrettung der Compagnie“ erst mit 1. August 1585 angegeben.17) Da also ihre finanzielle Lage nicht rosig war, nahm sie willig stets Darlehen entgegen und verzinste sie mit vier bis sechs Prozent. Die Rückerstattung des Kapitals erfolgte manchmal durch Lieferung von Eisenzeug.18) Alle Zweige des ober- und niederösterreichischen Eisenwesens überwachte als landesfürstliche Aufsichtsbehörde die 1584 in Steyr errichtete Eisenobmannschaft.19) Der erste Eisenobmann war der Landschreiber von Oberösterreich Johann Christoph Strutz (Struz) auf Hayding und Etzlsdorff (1584 — 1606).20) Nach ihm versah dieses Amt bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft Georg Adler (1607 —- 1620), Hans Kerzenmandl von Pranntenberg (1621 — 1624) und Johann Christoph Ackermann (1625 — 1637) ,21) Dem Eisenobmann waren von der Eisenhandelsgesellschaft monatlich die nach Steyr gebrachten Eisen- und Stahlquantitäten zu melden. Auch war anzugeben, wohin die Materialien geliefert wurden, besonders genaue Angaben verlangte er über den in das Reich exportierten „Zeug“.22) Der von Steyrer Kaufleuten betriebene Messerversand nach Deutschland unterstand nicht der Eisenhandelsgesellschaft.23) Der Stahl- und Eisenbezug Die Kompanie bezog Stahl und Eisen aus den von ihr verlegten Hammerwerken. Um 1600 beschäftgte ein Gewerke gewöhnlich zehn Hammerarbeiter und für einschlägige Arbeiten (z. B. Beschaffung von Holz und Kohle) noch etwa dreißig Personen. Zur Bewältigung der Fuhrdienste hielt er meist zehn bis zwölf Pferde.24) ,5) E 1585—1586, IV/10/428. — Hack, Steyr u. seine Beziehungen, S. 53. >6) Rp. v. 10. 6. 1583, S. 75. ,7) E IV/10/447. ,8j Bittner, Eisenwaren, S. 604 — 609. 19j Hoffmann, Wirtschaftsgeschichte, S. 118. 20) Bittner, Eisenwesen, S. 611. 2,j A. v. Pantz, Die Innerberger Hauptgewerkschaft. 1625 — 1783. Forschung zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark. Bd. VI, 2. Heft, 1906, S. 171 f., Anhang VII. 22) E 1605 — 1606, IV/17/288 : .Herrn Eisenobmanns Memorial vnd Anmanung An die Eisen Compagnie zu Steyr“ v. 7. 5. 1605. — E 1600 — 1603, IV/15/49. 23) Um 1597/98 z. B. lieferten Messer nach Nürnberg : Georg Hörmann, Melchior Cramer, Barbara Lichtnperger, Spizls Witwe, Sebastian Wernberger, Hieronymus Khöll, Jakob Puz, Wolf Schopper, Hanns Mezger. Steuerbücher 1597 u. 1598. 24) A. v. Pantz, Beiträge zur' Geschichte der Innerberger Hauptgewerkschaft, 1903, S. 14. 5

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