Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Von 1646 bis 1651 kam das „Bummerlhaus“ wieder — wenn auch nur pachtweise — an die Familie Händl, und zwar an Wolf Heinrich Händl, dem Enkel des Stadtrichters.73) Im Jahre 1651 wurde das „Bummerlhaus“ als „zümblich Pauvöllig“ bezeichnet.74) * * * Wir kennen den Baumeister dieses spätgotischen Bürgerhauses nicht.75) Es ist nicht allzu verwegen, anzunehmen, daß sich der „reiche Prandstetter“ des gleichen Meisters beim Bau seines Hauses bedient hat, den die Steyrer Bürgerschaft beauftragt hatte, die Stadtpfarrkirche im gotischen Stil zu errichten. Wie schon oben erwähnt, sind mit dem Ankauf durch Prandstetter von 1473 und der früheren Baumarke „1497“ genaue Zeitangaben über den Bau des „Bummerlhauses“ gegeben. Meister Hans Puchsbaum war schon 1455 verstorben. Mert Kranschach wirkte dann bis 1483 an der Stadtpfarrkirche, bis er von Wolfgang Denk (gest. 1513) abgelöst wurde.76) Wenn nicht Mert Kranschach oder Wolfgang Denk der Meister am „Bummerlhaus“ selbst war, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß ein Mitglied der damals weitberühmten Steyrer Bauhütte das gotische Bürgerhaus errichtet hat. Die von Puchsbaum begründete Bauhütte hatte sich zu einem Mittelpunkt der donauländischen Architektur entwickelt. Die Steyrer Bauhütte war eine Nebenlade der Wiener Dombauhütte zu St. Stephan.77) Bezüglich des Baumeisters des „Bummerlhauses“ drängt sich noch eine andere Vermutung auf. Die freundschaftlichen Beziehungen der Familie Prandstetter zu Maximilian werden sich kaum auf die Besuche des „letzten Ritters“ in der Eisenstadt und im „Bummerlhaus“ beschränkt haben. Maximilian könnte seinem bürgerlichen Freund Hans Prandstetter für die Planung oder die Ausführung eines Umbaues des Bummerlhauses einen seiner „obersten Baumeister“ zur Verfügung gestellt haben, umsomehr als während der Regierungszeit Maximilians Hans Geyer mit Bauarbeiten an der landesfürstlichen Burg zu Steyr beschäftigt war. Hans Geyer war Beamter der landesfürstlichen Finanzverwaltung und wird 1494 als „oberster Baumeister in Österreich“ bezeichnet. Der Franke Geyer wurde 1457 geboren, war schon 1484 bei Maximilians Vater Friedrich bedienstet und fungierte unter Maximilian selbst als kaiserlicher Mautner, Pfleger und vor allem als Bausachverständger. 73) Ofner, Festschrift Bummerlhaus, S. 16. 74) StB 1651, Nr. 46. 75j Ofner, Geschichte der Stadt Steyr, S. 36 ff. 76) Ofner, VKSt 27/1966, S. 51 ff. — Bodingbauer, VKSt. 20/1960, S. 15 ff. 77) Ofner VKSt 25/1964, S. 43. —■ Feuchtmüller, Architektur des Donaustils im Raume Wien, Steyr, Admont, in „Die Kunst der Donauschule“, Katalog 1965, S. 217. 49

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