Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

Gchon am 19. August 1502 hatte Maximilian I. dem Rai der Stadt Steyr empfohlen, den Sohn Hans Prandstetter als Bürger aufzunehmen. Nach dem Tode des Vaters übernahm Hans das Haus und das umfangreiche Erbe im Gesamten.19) Mit diesem Hans, genannt „der reiche Prandstetter“ lernen wir den bedeutendsten Vertreter dieses Bürgergeschlechtes kennen. Er war mit Kaiser Maximilian, dem letzten Ritter, persönlich befreundet und fungierte auch 1514 als Bürgermeister der Eisenstadt.20) Die Familie Prandstetter hatte ihren Reichtum vornehmlich aus dem venezianischen Handel gewonnen. Hans Prandstetter wurde nebst anderen Steyrer Bürgern seiner Zeit als „venedigischer Handelsmann“ genannt. Das Handelszentrum in der Lagunenstadt war der Fondaco dei Tedesci. Dort hatten die Steyrer am Canale grande ihre eigenen Räume („Kammern“) zur Abwicklung ihrer Handelsgeschäfte zur Verfügung, wofür sie der venezianischen Regierung eine Miete zu entrichten hatten. Gerade während der Handelsbeziehungen Prand- stetters mit Venedig war dieses Gebäude abgebrannt (1505). Der Neubau wurde mit Fresken von Tizian und Giorgone geschmückt (1508) .2I) Venedig war der Umschlagplatz für Levantewaren. So sind sicherlich von dort Seidenstoffe aus Damaskus und Bagdad, Goldbrokate aus Zypern und Syrien, Flachs aus Ägypten, Elfenbein aus Äthiopien, Ingwer aus China und Vorderindien, Korallen, Kampfer und Perlen aus Südarabien und vom Persischen Golf, Pfeffer aus Malabar, Alaun aus Kleinasien, Edelsteine aus Indien und Oberägypten, Gewürznelken aus Java und Malabar, nach Steyr und über die Eisenstadt hinaus weiter in den deutschen Raum gekommen.22) Folgende Waren werden gesondert in den Steyrer Quellen erwähnt : Samt, Seide, Baumwolle, öl, Seife, Theriak, Glas, Pfeffer, Süßwein, Feigen, Mandeln, Weinbeeren, Seefische, Johannisbrot, Maroni, Kapern, Oliven, Zitronen und Orangen.23) Am 5. Oktober 1508 hatte Prandstetter von seinem kaiserlichen Freund Maximilian einen Wappenbrief erhalten. Das gesamte Wappen der Familie zeigt der Grabstein im Heimathaus. Das geteilte Wappen zeigt im oberen Feld einen geflügelten, feuerspeienden Drachen, im unteren Feld sechs Feuerzacken. Am Helm befindet sich ein Drachen, dann der Markuslöwe als Zeichen des Venedigerhändlers und das Schild mit dem Hauszeichen der Prandstetter. Das Wappen ist uns l?) Krobath, VKSt 15/1955, S. 52, Anm. 49. 20) Preuenhueber, S. 203 f. 21) Ofner, Die venedigischen Handelsleute der Stadt Steyr, VKSt 21/1960 S. 29 ff. — Krobath, VKSt 15/1955, S. 51 ff. — H. Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedesci in Venedig und die deutschvenezianischen Handelsbeziehungen, Band II, 1887, S. 4 f., 107 ff, 111 ff. 22) H. v. Zwedineck-Südenhorst, Venedig als Weltmacht und Weltstadt, Monographien zur Weltgeschichte. Band VIII, 1899, S. 66. — G. Steinhausen, Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit, Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, 1912, S. 36. — Ofner, VKSt 21/1960, S. 39. 23) F. Eisenhandel 1496 — 1557, K. IV, L. 39. Nr. 11 StA. — F. Handelssachen 1501 — 1782, K. IV, L. 2, Nr. 1 StA. — Ofner, VKSt. 21/1960, S. 40. — Österreichs Handelssachen In älteren Zeiten, 1822, S. 57. Simonsfeld, a. a, O. S. 198. 40

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