Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 32, Februar 1975

waltungen, „in das Reich weder Scharsach oder andern Stahl, noch Eisen, kein Zenten“, verladen oder durchführen zu lassen, „es sei denn von unsern Eisenobmann ein Schein oder von uns ein gefertigter Paßbrief hierumben fürzuweisen“.86) 1605 bemühten sich Stadt und Eisenkompanie neuerdings vergeblich um die Annullierung der „Paßbriefverordnung“. Man gab dem Eisenobmann die Schuld. Durch die Paßbriefe, hieß es, untergrabe er das Eisenwesen. Strutz wies mit Schreiben vom 3. Juli diese Anschuldigung zurück und bemerkte, daß er die Paßbriefe nicht eingeführt habe.87) Landeshauptmann Georg Siegmund von Lamberg unterstützte den Versand von Eisenzeug nach Deutschland, über Ersuchen der Eisenhandelsgesellschaft befahl er im November 1606 allen Maut-Amtleuten „beim Donaustrom von Linz aus bis Regensburg“ Stahl und Eisen gegen Bezahlung der Gebühr „unveränderlich passieren" zu lassen. Wahrscheinlich befürchtete man auch ein Zufrieren der Donau, da betont wird, bei „ofnen Schefman wetter khain stundt zuuer- saumben“ .88) Am „Tag Georgi des heiligen Ritters“ 1607 verständigte der kaiserliche Rat und Mautner zu Linz Hans Bayr „alle Mautbeamten bei der Donau“, daß sie laut Befehl der Niederösterreichischen Kammer den Scharsachstahl der Steyrer Eisenkompanie für diesmal nach Bezahlung aller Gebühren „unaufgehaltener passieren und ausführen“ zu lassen.89) Bürgermeister, Richter und Rat ersuchten am 9. Juni Bayr, die Ausfuhr des zu Ostern in das Reich verhandelten Stahls nicht zu verhindern, da er wegen „der unversehens eingefallenen Feyr bei dem Hammerwesen“90) nicht früher zu erhalten war.9') In diesem Jahre betrieb die Eisenhandelsgesellschaft abermals in Wien die Abschaffung der Paßbriefe. Dem kaiserlichen Rat der Niederösterreichischen Kammer Hans Christoph Wolzogen verehrte sie ein „Klain geschirrl von Silber“ und ersuchte ihn, den Maut-Amtleuten zu Linz, Aschach und Engelhartszell zu befehlen, den „Zeug“ ungehindert passieren zu lassen. Wolzogen erteilte die Bewilligung nur für den Linzer Bartholomäimarkt. Wegen der Paßbriefe aber, meinte er, solle in Prag verhandelt werden.92) Bei Abwesenheit des Eisenobmannes wurden Passierscheine93) vom Landeshauptmann ausgestellt. Doch auch eine solche Bestätigung, die 86) E 1603 — 1606, IV/16/216. — 1604 erhielten Nürnberger Kaufleute die Verständigung, daß der am Bartholomäimarkt in Linz gekaufte Stahl die Mautämter nur dann passieren dürfe, wenn aus einem Attest ersichtlich ist, wohin von Nürnberg aus der Stahl verhandelt werde. E 1603 — 1604, IV/16/212. — Die Aufhebung der Paßbriefe, die nach Hack am 10. 2. 1604 erfolgt sein soll, kam nicht zustande. Hack. Beziehungen, S. 56. 87) „Die Paß Brief“, schrieb Strutz, „die hob ich wed(er) gerathen noch Vrgiert“. E 1605 — 1606, IV/17/288. 88) E 1605 — 1606, IV/17/420. 89) E 1607 — 1608, IV/17/534. 90) Streik zur Erreichung einer Lohnsteigerung. 91) E 1607 — 1608, IV917°524. 92) E 1607 — 1608, IV/17/448. 93) Siehe Seite 14. 13

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