Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

Aufnahme einer zusätzlichen Fabrikation garantierte kontinuierliche Vollbeschäftigung, und die neuen Produkte müssen weithin bekannt werden. e) Würdigung und Stellung in der Technikgeschichte Die Steyrer Ausstellung wurde in in- und ausländischen Blättern gewürdigt. Es wurde besonders hervorgehoben, daß die Waffenfabrik mit ihrem großen Namen dieses jungen Zweiges sich angenommen hatte und daher — wie bereits auf S. 48 erwähnt — den durch die verschiedenen Gesellschaftsgründungen ramponierten Ruf der Elektrizität wieder aufpolierte. Im Heft 19 der Zeitschrift für Elektrotechnik heißt es : „Um wieder seine großen Fabriksanlagen sowie die in solchem Maße selten vorhandene Wasserkraft benützen zu können, beschloß Werndl, sich auf die Erzeugung von elektrischen Maschinen und Objekten zu verlegen. Von vielen Seiten wurde dies mit Freude begrüßt. Die Elektrizität nämlich, die anfangs so allgemeine Sympathien gewann, büßte dadurch, daß viele Faiseurs ohne die nötigen Kenntnisse und Geldmittel sich durch Gründung von Aktiengesellschaften und Ausbeutung oft zweifelhafter Erfindungen rasch bereichern wollten und mehr versprachen, als sie halten konnten, im großen Publikum viel von ihrem Ansehen ein.59) Der Alpen-Bote brachte am 1. November 1884 den Abdruck eines Artikels mit dem Titel „Die Verwendung der Wasserkraft zur Elektrizitätserzeugung“ von Ing. Krämer, Dozent für Elektrotechnik in Wien. Darin heißt es unter anderem : „Ich habe schon früher hervorgehoben, daß die Steyrer Ausstellung nur dann eine Berechtigung hat, wenn bei derselben — wie Herr Werndl versprochen hat — das Problem der Wasserkraftausnutzung gelöst oder doch der Lösung nähergebracht wird. Ich habe ferner im selben Artikel meinen Zweifel an der Erreichung dieser Lösung in Steyr Ausdruck gegeben, indem ich betonte, daß es den Franzosen mit ihren so sehr passenden Einrichtungen und mit ihrer regen Intelligenz, den Engländern mit ihren reichen Mitteln und Erfahrungen trotz angestrengter jahrelanger Arbeit nicht gelungen ist, verwendbare Elektrizität mittels Wasserkraft zu erzeugen. Nun, nachdem ich in letzter Stunde Gelegenheit fand, die vortrefflichen Beleuchtungsanlagen in Steyr eingehend zu studieren, beglückwünsche ich Herrn Werndl zu seinem Erfolg und konstatiere gerne, daß die allerdings reichen Wasserkräfte in Steyr durch die Energie und das Talent des Herrn Werndl und seiner glücklich ausgewählten Organe derart bezwungen sind, daß sie sich willig und andauernd zu regelmäßiger und konstanter Arbeit in ein praktisch ausgeführtes Joch fügen. Eine durch die Steyr betriebene Turbine bietet per Minute 30 Umdrehungen, diese werden durch passende Übersetzungen derart multipliziert, daß 59) Zeitschr. f. Elektrotechnik II (1884) Heft 19, S. 604. 65

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