Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 31. April 1974

(2) wirkte sie indirekt auf die Weiterentwicklung der Technik, indem die Besucher angeregt wurden, die neuen Maschinen und technischen Vorrichtungen anzuwenden. Bei vielen mußte erst das Interesse für technische Fragen geweckt werden. Es war Aufgabe, diese Leute in die Geheimnisse der Elektrizität einzuweihen. Dies geschah durch Publikationen, Vorträge und Diskussionen. Der Festkalender der Ausstellung56) zeigt eine Anzahl von Vorträgen, die von Experten gehalten wurden. Diese Vorträge hatten etwa die Form und das Niveau des heutigen Physikunterrichtes an einer Hauptschule oder Unterstufe eines Gymnasiums. Oft wurden sehr primitive Beispiele gegeben. Ein Auszug aus einem Vortrag über Induktion, populär dargestellt von E. Hromoda, soll dies verdeutlichen : „ ... Ich gehe nun auf ein drastisches Beispiel aus dem Leben über; stellen wir uns eine recht rohe und verdorbene Gesellschaft vor, betrachten wir dieselbe als einen Strom. In die Nähe eines solchen Stromes kommt ein mit Herz und Geist begabter Mensch. Er wird nun all die Verworfenheit und Schlechtigkeit jener Leute kennen lernen, sie werden ihm von Moment zu Moment an elender Vorkommen. Mit dem größten Ekel wendet er sich nun von ihnen ab ; er wird bestrebt sein, sich so weit als möglich von dieser schlechten Richtung des Hauptstromes fernzuhalten ; mit größter Vorsicht wird er dem Entgegengesetzten, dem Edlen und Guten nachstreben. Sein Leben können wir nun als einen Sekundärstrom betrachten . . .“57) Wieviel Mißtrauen dieser neuen technischen Errungenschaft entgegengebracht wurde, zeigt eine Notiz über die telegraphischen Einrichtungen in der Wiener Allgemeinen Zeitung vom 1. September 1884 : „Das oberösterreichische Landvolk, welches an Sonntagen massenhaft zu den Wundern nach Steyr wallfahrtet und den Erklärungen der Aufseher ungläubig zuhört, sieht in dem Telephon wohl noch immer entweder einen schändlichen Betrug oder das reinste Werk des Teufels.“58) Ergänzend sei noch angeführt, daß sich die Kirche damals gegen das Emporkommen der Elektrizität stellte. Als konservative Institution sah sie darin einen Eingriff in die natürliche Abfolge von Tag und Nacht. Eine weite Verbreitung der Elektrizität war erst nach Überwindung aller dieser Vorurteile möglich. (3) brachte die Ausstellung schließlich in wirtschaftlicher Hinsicht sowohl der Waffenfabriks-AG. als auch der Stadt Steyr Vorteile. Die Vorteile, die eine große Ausstellung der veranstaltenden Stadt bringt, brauchen nicht extra erwähnt werden. Die eigentliche Bedeutung für die Waffenfabrik ergibt sich aus dem auf S. 38 Gesagten : Die “) Faszikel III ; St. A. Z. 1884 Nr. 2 S. 6 u. 7. 57) St. A. Z. 1884 Nr. 11 S. 2. 5S) Wr. Allgem. Ztg. 1884 Nr. 1621, abgedruckt in : A. B. 1884 Nr. 72 S. 4 ; vgl. auch S. 63 Mitte. 64

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