Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Der Erstgeborene des Doctor medicinae Leo Werloschnigg von Berenberg erblickte im September 1757 in Wels das Licht der Welt und bekam in der Taufe die Vornamen Eustachius Antonius Franz Michael5). Seine Mutter Josepha schenkte noch neun Kindern das Leben. Sie war eine Tochter des Holzhändlers Joseph Gnädlstorfer, eines Mitgliedes des Inneren Rates dieser Stadt und dessen Gattin Maria Magdalena. Laut Standestabelle des Infanterieregiments Nr. 59 wurde Werloschnigg junior am 23. März 1783 als Regimentskadett assentiert. Er diente dann in diesem Regimente als Fähnrich und Unterleutnant bis er seinen Dienst am 30. Juni 1786 quittierte6 ). Dann trat Werloschnigg den Steyrer Magistratsdienst an und bezog eine Wohnung im Rathaus. Diese mußte er vorübergehend wieder räumen, da sie einen „schadhaften Befund" aufwies. Bis zur Instandsetzung fand er beim Stadtkämmerer Pimpel Unterkunft. Sehr bald sah er sich genötigt, um einen Vorschuß von 100 Gulden zu ersuchen, ,,da die aus dem Militärdienst in Zivildienst übergetretenen Offiziere nicht mehr die militäri– schen Ehrenzeichen und Kleider tragen dürfen und er sich daher von Fuß auf ganz equipieren" müsse. Es wäre ihm möglich, diesen Betrag in jährlichen Raten von 25 Gulden zurückzuzahlen. Als Erster Ratsmann war Werloschnigg von Berenberg für die politische und die Justizverwaltung der Stadt zuständig, da in Steyr keine Unter– schiede zwischen politischen und Justizräten bestand. Nebenbei übte er noch verschiedene andere Tätigkeiten aus7 ). Er war „aufgestellter" Kirchen– vater, Beisitzer in „Justiz geschäften" beim k. k . Bezirksgericht in Steyr, Direktor der Magistratskanzlei, zeitweilig auch Direktor des Spinnhauses (Arbeitshauses), das im ehemaligen Cölestinerinnenkloster untergebracht war und ein Jahr lang Leiter der städtischen Polizei. Mehrfach vertrat er den abwesenden Bürgermeister und er wurde oftmals in wichtigen Ange– legenheiten als Deputationsmitglied des Magistrates nach Wien entsandt. Besondere Verdienste erwarb er sich in Notzeiten. So, als es ihm 1803 gelang, den großen Mangel an Nahrungsmitteln in der Stadt zu lindern. Wegen dieser „in Getreideeinkaufsgeschäften, als auch in der Zeit des erledigt gewesenen Bürgermeisteramtes (1803) bezeugten eifrigen Ver– wendung", wurde ihm eine Remuneration von 150 Gulden zuerkannt8 ). Während des 3. Koalitionskrieges, am 3. Oktober 1805, wurde er, als ehemaliger Offizier, zum Stationskommandanten von Enns bestimmt. Doch hatte er diesen Posten nur kurze Zeit inne, da der französische General Murat schon am 1. November in Linz einzog und dann den Österreichern über Enns nachrückte9 ). 5 ) Taufbuch des Stadtpfarramtes Wels, Bd. VI, 463. 6 ) Standeslisten im österreichischen Kriegsarchiv, Wien. 7 ) RP 1787 B, 115; RP 1793 A, l; RP 1799 B, 153; RP 1807 A, 418. 8 ) RP 1803 A, 231. - Ein Pfund Rindfleisch kostete damals 8 Kreuzer. 9 ) RP 1805 A, 388. 7

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2