Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

bei Andreas Gstättmayr, der für 1.000 Stück 5 fl. 30 kr. verlangte249 ). Die bei diesem Bau verwendeten 700 Stück „Pankhladen" hatte die Stadt in diesem Jahre für Kriegszwecke nach Wien zu liefern250 ). Im Jahre 1687 vollendete der Stadtbaumeister Georg Ai g n er 251 ) das mächtige Pfarrhofgebäude, es konnte im September bezogen werden. Die Stadt Steyr hatte für das Gebäude schon weit über 1.500 Gulden ausgegeben und verfügte nicht über zusä tzliche Geldmittel. Abt Anselm gewährte daher dem Magistrat aus dem Pfarrkirchenamt ein Darlehen im Betrage von 1.000 Gulden252 ). Der Ausbau des zweigiebeligen Stadtpfarrhofes, in dem zwei Jahrhunderte später Anton Bruckner an seinen Werken arbeitete, erfolgte somit gleich– zeitig mit der Barockisierung der Inneneinrichtung der Stadtpfarrkirche. Die Wallfahrtskirche Christkindl Die Anfänge dieses Gotteshauses reichen in die zweite Hälfte des 17. Jahr– hunderts zurück. Im Jahre 1691 wurde Ferdinand Sertl die Stadtturner– meisterstelle verliehen253 ). Der aus Melk zugewanderte Musiker litt an Fallsucht. Um Heilung zu erlangen, verrichtete er vor einem aus Wachs geformten Christkind, das er in die Höhlung einer Fichte in einem Wäld– chen auf dem rechten Steilufer der Steyr bei Unterhimmel gestellt hattte, wöchentlich Bittandachten. Um 1696 war er von seinem schweren Leiden erlöst. Obwohl Sertl seine Gesundung verschweigen wollte, wurde sie doch bekannt. In der Folgezeit pilgerten daher Leute „Zum gnadenreichen Christkindl im Baum unterm Himmel". Im Jahre 1699 wurde um den Fichtenstamm eine Holzkapelle aufgeführt. Gebetserhörungen und der große Zulauf von Pilgern254 ) veranlaßten im genannten Jahre Abt Anselm von Garsten, der den Bau einer dem Pantheon in Rom - Santa Maria Rotonda - ähnlichen Kirche plante, dem Bischof zu Passau über die neue Wallfahrt zu berichten. Obwohl alsbald 24 9) Rp. 1685, 104; - 1686, 21. 250 ) Rp. 1686, 125. 251 ) Perndl, Garsten, 5. 33. 252 ) Rp. 1687, 37. - Kroba th, Bürgermeister, VKSt., Heft 25 (1964), 5 32 f. - Nach Schroff (Regesten, Bd. 6, 5. 894) sollen die Gesamtkosten 4.958 Gulden betragen haben. 2 53 ) Rp. V . 15. 7. 1691, 122. 254 ) Ambros Freydenpichl, Wunderwürkender Lebens-Baum / Das ist: Außerlesene Gnaden-Geschichten / so das Allergnadenreichiste JESUS-Kind! in dem Baum / unter den so genannten Himmel / unweith der Lands=Fürstl. Stadt Steyr / durch seine unendliche Liebe und Barmhertzigkeit Von Anno 1698. biß 1712, denen Armseligen Kranck = und Bresthafften Menschen erwiesen. Steyr. Gedruckt bev Joseph Grünenwald (um 1712/13). 87

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