Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Größere Bauarbeiten wurden in der Zeit von 1776 bis 1770 vorgenommen, u. a. erfolgte eine Erhöhung der Türme61 ). Der Maler Franz Xaver Gürtler schmückte das Giebelfeld mit den Fresken 11 Sturz der gefallenen Engel", 11 Maria Verkündigung" und 11 Raphael steht Tobias beim Fischfange bei"62 ). Damals wurde auch der im Jahre 1647 von Bürgermeister Josef Achtmarkt von Achtmarktstein auf Engelseck63 ) gestiftete Hochaltar abgetragen und durch einen neuen ersetzt<i4 ). Über dieses Kunstwerk, das einem italienischen Meister zugeschrieben wird65 ) und dessen imposantes Altarblatt, darstellend 11 St. Michaels Sieg über Luzifer", das 1769 ebenfalls Franz X a ver G ü r t 1er schuf66 ), urteilt der Kunsthistoriker M. Riesenhuber: 11 Als den schönsten Altar der klassizistischen Kunst, der mir in Oberösterreich bekannt ist, möchte ich den Hochaltar der Vorstadtpfarrkirche St. Michael zu Steyr bezeichnen. Dieses um 1766 aufgestellte Prachtwerk stellt uns so klar und glücklich die Vereinigung des strengen, aber durchaus nicht schwerfälligen klassizistischen Säulenbaues mit den überaus zierlichen und hübschen Rokokovasen und Schnörkelornamenten vor Augen. Dieser Hochaltar dürfte zu den schönsten Altarwerken des Landes ob der Enns gehören. "H 7 ) Aus dieser Zeit stammen auch die Altäre in den Kapellen zu beiden Seiten des einschiHigen, vierjochigen und hellen Langhauses, das in einen ein– gezogenen Chor übergeht68 ). Nach einer 11 Consignation" vom 28. August 1774 bestanden folgene Seitenaltäre: Kreuzaltar, St.-Johann-von-Nepomuk– Altar, Frauenaltar, Altar des heiligen Gliolaphi, St.-Ignatius-Altar (Altar– blatt von F. X. Gürtler), St.-Xaveri-Altar. Um diesen Altar in Marmor ausführen zu können, war eine Stiftung im Betrag von 1.900 Gulden vorhanden6D). Schon im 17. Jahrhundert hatte Dr. med. Johann Baptist Schifferer einen Geldbetrag für das Ewige Licht beim Hochaltar und für ein Licht bei dem Altar des heiligen Gliolaphus gestiftet70 ) . 61 ) Dehio, Oberösterreich, 5. 330. - Am 3. 3. 1766 ersuchten die Jesuiten den Magistrat um leihweise Überlassung von Aufzugseilen für ihr „Turmgebäu". Rp. 1766, 74. 62 ) Harter, St.-Michaeler-Kirche, a. a. 0. 63 ) I. Schroff, Regesten, Hs. Bd. 6, 5. 673; K. XI, Sammlung Schroff. 64 ) Im Oktober 1766 ersuchten die Jesuiten die Stadtobrigkeit um zwei Klafter Steine aus dem Steinbruch beim „Riesenfeld Schlößl" zum Bau des Hochaltares. Schroff, Regesten, a. a. 0., 5. 865. - Steine von dem abgetragenen Hochaltar schenkten die Jesuiten den Kapuzinern, die sie zum Bau der Maria-Zeller-Kapelle verwendeten. Rp. 1767, 169. 65 ) J. Lenzenweger, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktiner-Abtei Garsten. Theolog. Dissertation, Wien, Maschinschrift, 1939, 5. 263. J. Garber, Kunsthistorische Würdigung Steyrs. Führer durch Österreichs Kunststätten. Die Stadt Steyr in Oberösterreich (o. J.) , 5. 114. 66 ) Schroff, Regesten, Bd. 6, 5. 727. - Pritz, Steyer, 5. 23. Das Gemälde ist 4,30 m breit und 8,14 m hoch. Es wurde 1835, 1887 und 1951 restauriert. Steyrer Zeitung vom 21.6.1951. 67 ) M. Riesenhuber, Die kirchliche Barockkunst in Österreich (1924), 5 . 124. 68 ) Dehio, Oberösterreich, 5 . 330 f. 69 ) F. Vorstadtpfarre St. Michael, 1773-1795, 1804-1810, K. VII, Fach 12, F. Nr. 350. 70 ) Ebenda: ,,Verzeichnis der namentlichen Capitalien der Kirche zum Heil. Michael zu Steyr". 57

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