Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

der Stadt Steyr ermöglichten 1651 die Errichtung des „Seminars zum heiligen Schutzengel" zur Ausbildung von Alumnen 50 ). Am 17. September 1657 wurde der Grundstein zum Kollegiumgebäude gelegt, das erst 1667 fast vollendet werden konnte51 ). Geldmittel stellten zur Verfügung Kaiser Ferdinand (8.000 Gulden), die Grafen von Lamberg, der Fürst und die Fürstin von Eggenberg52 ) und Bernhard Graf von Thonhausen. Zehn Jahre später erfolgte die Fertigstellung der Kirche. Das Jahr der Vollendung vermerkt eine Inschrift an dem von einer Muttergottes-Statue gekrönten Kirchenportal: ,,16 HIC DEUM ADORA 77". Die Konsekration vollzog der Passauer Fürstbischof Kardinal Johann Philipp Graf von Lamberg53 ). Die Pläne für dieses Bauwerk, das in mancher Hinsicht an die Jesuitenkirche St. Michael in München erinnert54 ), könnte der um 1630 in Steyr beschäftigte Hofmaurermeister M a r x ( M a r k u s ) S p a t z entworfen haben55 ). Im Gegensatz zu anderen Gotteshäusern erstreckt sich die Kirche in nordsüdlicher Richtung, wodurch die Hauptfassade ein– drucksvoll zur Geltung kommt. Kaum war die Kirche vollendet, ging man 1678 an den Bau eines sechs– klassigen Gymnasialgebäudes. Schon nach zwei Jahren konnte es seiner Bestimmungen übergeben werden56 ). Ein ehemaliger Schüler, es war Johan– nes Chris tophorus von Abel-Lilienberg, hatte hiefür 3.000 Rheintaler ge– stiftet57). Wenig erfreut über die Bautätigkeit der neuen Ordensgemeinschaften in Steyr waren die städtischen Maurer, Steinmetze und Zimmerleute, weil für solche Gebäude hauptsächlich fremde Handwerker herangezogen wur– den58) . Im Jahre 1715 erhielt das Gotteshaus durch beträchtliche Schenkungen des Bürgermeisters Adam Wilhelm und anderer Wohltäter eine große Glocke. Beide Türme erhielten Holzgerüste für weitere fünf Glocken59 ). Das Kirchenportal war 1737 dem Einsturz nahe. Im Zuge der Erneuerung desselben erfolgte die Aufstellung der Statuen des heiligen Aloisius und Stanislaus Kostka 60 ). 50 ) Rp. 1651, 78. - Pritz, Steyer, S. 23. 51 ) Fröhler, Schule und Schuldrama der Jesuiten, a. a. 0., S. 136. 52 ) Pritz, Steyer, S. 23. 53 ) J. Harter, Die St.-Michaeler-Kirche in Steyr. Unterhaltungsbeilage der Linzer TagesPost, Jg. 1906, Nr. 47. 5 ' ) Dehio, Die Kunstdenkmäler Osterreichs; E. Hainisch, Oberösterreich (1958), S. 330. 55 ) J. Schmidt, Linzer Kunstchronik. 1 . Teil (1951), S. 32. 56 ) Heute Michaelerplatz Nr. 13 (Polanz). 5 ;) Fröhler, Schule und Schuldrama der Jesuiten, S. 137. 58 ) Vornehmlich arbeiteten Handwerker aus der Umgebung (aus dem „Gäu"). - Rp. 1663, 13, 105; - 1666, 110. 59 ) Fröhler, Schule und Schuldrama der Jesuiten, S. 139. - Magister Paumbgarttner spendete 962 fl. 8 kr., Rp. 1715, 56. 60 ) Fröhler, Schule und Schuldrama der Jesuiten, S. 140 f. 55

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