Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Erscheinung. Im Herbst 1635 legten die Jesuiten den Grundstein zur St.-Michaels-Kirche in Steyrdorf, 1642 bis 1647 erhielt die Marien- oder Dominikanerkirche ihr frühbarockes Aussehen. Nach 1652 erbaute der Orden der Cölestinerinnen in der Berggasse Kloster und Kirche. Im folgenden Jahrhundert entstand die Wallfahrtskirche Christkindl, erfolgte die Barockisierung des Schlosses und mehrerer Bürger– häuser sowie der Bau des prächtigen Rathauses. In der Nachbarpfarre Garsten wurde nach Aufzeichnungen des Abtes Anselm I. am 13. Juli 1677 mit dem Erdaushub für die Fundamente der herrlichen Stiftskirche begonnen15 ). Die Errichtung dieser und anderer barocker Großbauten führte auch im Raume Steyr - Garsten zu einem Aufschwung der Bildhauerei und Malerei. Die der Haupthütte St. Stephan in Wien unterstehenden deutschen und welschen Steinmetze und Maurer wurden mit neuen Handwerksordnungen begabt und 1659 in Steyr für den Traunkreis eine Viertellade errichtet, deren Bereich sich von Gaflenz bis Hallstatt und Mondsee erstreckte16 ). Der Lidlohn für Maurer und Zimmerer betrug im Juni 1639 täglich 15 Kreuzer, gearbeitet wurde von vier Uhr früh bis sieben Uhr abends17 ). Groß war in der Barockzeit der Bedarf an Baumaterial. Kalk lieferten die städtischen Baumeister18 ). Dach- und 11 Hollziegel" bezog die Stadt auch aus Regensburg19 ) . Mauerziegel wurden bereits in früheren Jahrhunderten im städtischen Burgfried erzeugt. Um den großen Ziegelverbrauch zu decken, plante die Stadtobrigkeit nach dem Stadtbrand des Jahres 1727 die Errichtung eines zusätzlichen Ziegelstadels. Schon zu Beginn des nächsten Jahres machte sich der bürgerliche Handelsmann Johann Joseph Koller erbötig, einen solchen im Stadlholz des Spitalsamts-Untertanen Stadlmayr auf seine Kosten erbauen zu lassen. Aber Johann Stadlmayr, der sich ebenfalls um die Ziegelerzeugung bewarb und dem Stadtrat 11 einige Erklärungspunkta" vorlegte, wurde bevorzugt. Der Rat beauftragte nun 15 ) ,,1 Viertel nach fünfen frue ist angefangen worden an dem Fundament" zu graben der neuen Kirchen, welcher die erste Handt angelegt, war Hannß Piringer in der Gschnaidt wohnhafft, ein Tagwerkher" (13. Juli 1677) ; 23. Juli 1677: Vmb 3/4 auf aylffe mittags ist der erste stain negst bey dem Conuent Zur neuen Sacristey gelegt wordten von Hanß Pülz Maurer von Windtstach, dabey auch Zumorkhen dß ds fundament eben an benenten orth 19 Werkhschuech tieff graben worden". ,,Annales R. R. D . Anselmi Abbatis Garstensis, Ignatz Schroff Justiziär gehörig im Jahre 839 zusambinden lassen". Stadtarchiv Steyr, Kasten XI. 16 ) Heimathaus Steyr, Archiv Nr. XIV-29. - 1609 wurde im Stadtrat beschlossen, die Handwerksordnung für welsche Maurer zur Begutachtung an das Handwerk der deutschen Steinmetze und Maurer weiterzugeben. Rp. v. 12. 9. 1609, 123. 17 ) Rp. 1639, 129. 18 ) So besaß Gotthard Hayberger, Stadtbaumeister, einen Kalkofen im „Gsang" (Vogel– sang). Rp. 1721, 87. - 1728 lieferte er Kalk für Bauarbeiten an den Stadtgebäuden. Rp. 1728, 18. 19 ) 1716 wurden aus Regensburg 18.500 Dach- und 200 „Hollziegel" eingeführt. Rp. 1716, 148, 161, 203. - E. Krobath, Bürgermeister, VKSt., Heft 26 (1965), S. 33. 48

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