Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 30, April 1972

Franzosen und kaiserlich Ranzionierte" den Stadtkassier Michl, alte Banko– zettel in unvermindertem Wert gegen Einlösungsscheine umzutauschen23 ). Osterreich mußte sich 1812 an Seite der Franzosen am Rußlandfeldzug beteiligen, 1813 nahm es am Befreiungskrieg gegen Napoleon teil. Bayern hielt noch einige Zeit am Bündnis mit dem Franzosenkaiser fest, es wurde jedoch von Osterreich, dem Bundesgenossen der Preußen und Russen, mit einer Kriegserklärung bedroht. Unter Radetzky wurde ein österreichi– sches Armeekorps an der Traun und an der Alm aufgestellt. Das Haupt– quartier dieser Armee lag in Wimsbach. Zur Vorbereitung von Feld– befestigungen mußten auch aus Steyr Schanzarbeiter mit Schaufeln und Krampen sowie Zimmerleute mit Band und Handhacken nach Stadtl bei Lambach abgestellt werden24 ). Ebenso erging an den Magistrat die Auf– forderung, in die Militärlager Kremsmünster, Gmunden, Neuhofen und Ebelsberg Lebensmittel aller Art zuführen zu lassen25 ). Ein bayrisches Heer stand im Innviertel. Trotz dieser bedrohlichen Vorbereitungen ließ Fürst Metternich mit der bayrischen Regierung wegen des Anschlusses an die Allianz der drei verbündeten Mächte verhandeln. Die Zeichen der Zeit wurden vom bayrischen König verstanden, er schloß am 10. Oktober 1813 mit Osterreich einen Vertrag und trat in das Lager der drei Verbündeten über. Nach dem Siege über Napoleon entstanden zwischen Osterreich und Bayern Spannungen, da nach den territorialen Bestimmungen des Wiener Kongresses die 1809 abgetretenen Gebiete an Osterreich zurückfallen sollten. Es handelte sich hier um das ganze Innviertel, das westliche Hausruckviertel und das ehemalige Fürsterzbistum Salzburg. Da Bayern mit der Rückgabe dieser Gebiete zögerte, wurde in Oberösterreich eine Armeegruppe in der Stärke von 30.000 Mannen zusammengezogen. Mehr– fach wurden auch in Steyr Landwehrleute und Rekruten für diesen Zweck einberufen. Die Stadt hatte auch laufend starke österreichische Truppen– kontingente unterzubringen: Infanterie, Grenadiere, Dragoner, Husaren und Kürassiere26 ). Daß diese Einquartierungen natürlich alle möglichen Beschwernisse verursachten, Einrichtungsgegenstände für die Offiziere u. a. wurden angefordert, liegt auf der Hand27 ). Außerdem mußten für durch– marschierende und in Steyr rastende kriegsgefangene Franzosen Quartiere bereitgestellt und im Dezember 1813 für sie auch nach Linz Betten geliefert werden. e3) RP 1811 A, 168. ") RP 1813, 238, 240. 25 ) Der Steyrer Magistratsrat Haydinger wurde als Landeskommissär im Kolonnen– magazin beim „Wirt im Holz" nächst Kremsmünster angestellt. ' 6 ) RP 1814 A, 11, 179, 13, 150. - Den Familien und Frauen der mobilisierten Soldaten Steyrs (Landwehr und Krankenwärter) wurden im Namen der Bürgerschaft monat– lich 8 Gulden als Unterstützung gegeben, ,,solang als diese Kriegsläufte fortdauern". 2 ') RP 1814 A, 108. 12

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