Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

hinnehmen. Den schwersten Bombenangriffen war Die Stabt am 23. unb 24. Februar v>44, sowie am 2. April 1944 ausgesetzt.') Die Tage bcs Dritten Reiches waren gezählt. Am 27. April <945 war in Wien schon eine provisorische österreichische Regierung gebt 1 bet worben. In Steyr berieten sich am frühen Vormittage bcs 2. Mai sührenbe Funktionäre Der NSDAP, unter Vorsitz bes Kreisleiters, mit (Offizieren ber Garnison, um zu erörtern, ob man bic Stabt beim Heranrücken ber alliierten Truppen verteibigen solle ober nicht. Man kam zuui Schluß keinen Widerstand zu leisten unb bie bereits an ben Stabtbriicfen angebrachten Sprengladungen entfernen zu lassen. Anschließend an diese Besprechung erfolgte eine weitere Konferenz eines Teiles ber Parteifunktionäre, bie mit diesem Beschlüsse nicht einverstanden waren. An dieser nahmen keine offiziellen Vertreter der Wehrmacht teil, doch wurden zwei (Offiziere beigezogen. Diesmal wurde endgültig beschlossen, bie Sprengladungen an den Brücken nicht entfernen zu lassen unb diese, bei drohendem Heranrücken ber Gegner, zu sprengen. Steyr sollte mit Dem in der Artilleriekaserne befindlichen Militär unb dem aut 4. Mai aus Steyr nach Mölln verlegten unb am folgenden Tage wieder nach ber Gisenstadt in Marsch gesetzten Grenadier-Ersatz- und Ausbildungsbat- taillon 11/130 verteidigt werben?) Inzwischen war der Kampffommaitbant der Stabt abgerückt. Der Wehrbezirkskommandeur, (Oberst Lechner, übernahm nun das Kommando über bie Stabt. Als neuer Befehlshaber verfügte er die Entfernung der Sprengladungen an den Brücken und verbot militärischen Widerstand?) Ehe jedoch diese Befehle zur Durchführung kamen, erschien Gauleiter Ligruber in der Stabt, hielt in der Bibliothek bes Schlosses Samberg in Gegenwart der politischen Leiter unb der Kommandanten ber Einheiten bes Volkssturms über ben Rundfunk eine Ansprache an die oberösterreichische Bevölkerung, in der er sie zum Ausharren aufforberte. hierauf setzte er seine Flucht ins (Ennstal fort. Er lud auch den Steyrer (Oberbürgermeister Ransmayr ein, ihn zu begleiten, doch dieser erklärte, er sei alt und krank und habe auch niemand ein Leib zugefügt, er wolle in Steyr bleiben. Beim Näherkommen ber Amerikaner zogen sich bie in der Stabt noch vorhandenen Truppen der deutschen Wehrmacht, wie bie Flakeinheiten auf ber (Ennsleite unb die im Reithofserlager stationierten Angehörigen ber SS, kampflos zurück. Der Befehlshaber Der SS-Abteilung erschoß sich. Für bie Verteidigung waren im engeren Stadtgebiet 50 Panzersperren und Torsperren in ben Häusern am Ennskai, beim Schloß Samberg und in der oberen (Biberggaffe errichtet worben. Am Tabor und im Karolinental hatte man Bunkergruben oder Schützengräben angelegt. Als Hauptstützpunkt war das Schloß vorgesehen, in dessen Graben c i n Granatwerfer ausgestellt wurde. Die Gegend von Waldneukirchen (hörmühle) unb Aschach an der Steyr wurde als Vorfeld bei ’) Am 23. und 24. Februar wurden drei Luftangriffe auf die Stadt durchgeführt, darunter ein Nachtangriff. Am ersten nahmen 30 und am zweiten 100 Bomber teil. Beim Nachtangriff konnte die Zahl der Flugzeuge nicht festgestellt werden. Es wurden in der Stadt insgesamt 199 Personen getötet : 103 einheimische Männer, Frauen und Kinder, 21 Soldaten, 45 ausländische Arbeiter und Arbeiterinnen und 30 Kriegsgefangene. Außerdem waren 103 Schwerverletzte und 97 Leichtverletzte zu verzeichnen. 1603 Zivilpersonen wurden obdachlos, da 87 Gebäude totale, 103 schwere, 77 mittlere und 355 leichte Schäden erlitten. ?) Dieses Bataillon löste sich auf dem Anmarsch in Grünburg auf. 3J Am 4. Mai hatten Anrainer der gefährdeten Brücken die angebrachten Minen auf sachkundige Art unschädlich gemacht. An der Steyrbrücke war es der Tischlermeister Schweiger, der diese gefährliche Arbeit durchführte. 7\

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