Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

Iahrzahl (6(3 an, daß in tiefem Jahre der Sgrafsitoschmuck, der große Ähnlichkeit mit der Kratzputzornamentik am Innerbergerstadel besitzt, angebracht wurde, vielleicht anläßlich des perrscherbesuches am (2. Juli. 2Itt diesem Tage trafen Kaiser Matthias und seine Gemahlin auf der Reise nach Regensburg in Steyr ein. Aus dem Taborplateau, vor dem Schnallentor, begrüßte Stadtschreiber panns Christoph Drummer den Landesfürsten, Bürgermeister Christoph Stainer überreichte die Stadtschlüssel.68) Auch im (8. Jahrhundert erfolgte vor diesem Tore die Begrüßung des Kaisers. Da das obere Stockwerk des Tores mit Schießscharten versehen war und als Ge- fchützboden diente, kam dem Gebäude jedenfalls auch strategische Bedeutung zu. Die Bezeichnung Schnallentor aber läßt erkennen, daß es in erster Linie als Mauttor biente.69) Im (% Jahrhundert wurde das Obergeschoß für Wohnzwecke umgestaltet. Die Restaurierung der frühbarocken Sgraffiti erfolgte durch Professor CD. Götzinger im Jahre J952.70) Kloster und Kirche der Kapuziner In der ausklingenden Renaissancezeit kam es im Zuge der Glaubenserneuerung über Betreiben des Abtes Anton II. von Garsten (t'6H — (642) zur Gründung eines Kapuzinerklosters in Steyr.7') Kaiser Matthias erlaubte dem Kapuzinerorden, hier ein „Llösterl" zu erbauen.72 73) Der Landeshauptmann von Vberösterreich erhielt am v Oktober 1615 den Befehl, diesen Klosterbau zu fördern. Dieser wieder beauftragte am (6. Jänner (616 die Steyrer Stadtobrigkeit, die Kapuziner zu rmterstützen.78) Schon am 6. Juni (6>5 war, aus Passau kommend, p. Dominikus in Steyr ein« getroffen.74) Im folgenden Jahre kamen weitere Vrdensangehörige. Sie bewohnten anfänglich das de>n Burggrafen Georg Siegmund von Samberg gehörige Gartenhaus im pofgartm.75) Später llbersiedelten sie in das Kirnerische paus in der Nähe des „Ketzer-Freithofs" in der Ortschaft Pyrach.76) Am 24. Juli (6(6 erfolgte durch die Äbte von Garsten, Kremsmllnster und Seitenstetten in Anwesenheit des Burggrafen „vor dem Gilgentor"77) die Abgrenzung und Zuweisung des zum Pfarr-Maierhof gehörigen Kloftergrunbes.78) Der sofort in 2lngriff genommene Klosterbau wurde durch namhafte Spenden ermöglicht. Je viertausend Gulden gaben der Burggraf Freiherr Siegmund von 68) E. Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. VKSt., 1961. Heft 22, S. 5. — Preuenhueber, Annales Styrenses, S. 351. 69) G. G., Die Stadttore von Steyr. Welt und Heimat. Jllustr. Beilage zur Linzer „Tages Post", Jg. 7, Nr. 4 v. 28. 1. 1939. 70) Denkmalpflege, Sonderheft, Oö. Heimatblätter, Jg. 10, Heft 3/4, 1956. 71) Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243. 72j Preuenhueber, Annales Styrenses, a. a. 0., S. 357. 73) Pritz, Steyer, a. a. O.. S. 243. 74j Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. 0., S. 277. 75) L. Edlbacher, Die Chronik der Stadt Steyer von Jakob Zetl, 1612 — 1635. Mus. Jahr. Ber. XXXIII, 1878, 8. 11. 76) Pritz, Steyer, a. a. O., S. 243. —- Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. O., S. 291 f., 299. — F. Harrer, Die einstige Kapuzinerkirche in Steyr. Steyrer Kalender 1966. 73. Jg., S. 65 — 67. 77) Heute Leopold Werndlstraße Nr. 5. 781 Schiffmann, Annalen d. W. Lindner, a. a. 0., S. 297 f. — Nach Zetl und Pritz erfolgte die Zuweisung des Grundstückes an die Kapuziner schon am 11. Juli. — Das von Preuenhueber angegebene Baujahr 1614 ist unrichtig. 67

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