Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

Dr. Josef Gfner : Kunstchronik der Stadt Steyr (Architektur, Bildhauerei und Malerei) ch Fortsetzung Nenaissance-Kunst Wie in anderen österreichischen Städten trat auch in der Lisenstadt Steyr in den bewegten Jahrzehnten der Glaubensspaltung, in denen sie eine kurzfristige Konjunktur erlebte, die Kunst der Renaissance beachtenswert in Erscheinung. Den nach K 555 einsetzenden wirtschaftlichen Aufstieg zeigt bereits die 1558 vorgenommene Adaptierung des um 1422 eingerichteten Rathauses, die nach Valentin Preuenhueber einem Neubau gleichkam?) Damals erbauten auch vor den Mauern der Stadt, auf dem Wieserfeld, eisenverarbeitende Handwerker, vorwiegend Messerer, neue Werkstätten. Die Papiererzeugung fand Eingang und der Italienhandel wurde wieder schwunghafter betrieben. Doch schon in den sechziger und siebziger Jahren wurde durch Überschwemmungen, Kriegsereignisse, Infektionskrankheiten und konfessionelle Wirren die Stadtwirtschaft beeinträchtigt. Trotz aller Krisen wurden in der zweiten pälfte des 16. und in den ersten Jahrzehnten des \i. Jahrhunderts sehenswerte Renaissance-Bauten ausgeführt und gotische Gebäude, meist durch Umgestaltung der Fassaden und Portale, der neuen Kunstrichtung angeglichen. Diese zeigt in Steyr eine den österreichischen Gegebenheiten angepaßte Ausbildung und kann daher keinesfalls „als Fremdkörper in der Kunstentwicklung unserer peimat angesehen werden"?) ^re Wegbereiter waren wohl die reichen Kaufherren, die Handelsbeziehungen zu oberitalienischen Städten, vor allem zu Venedig unterhielten und wahrscheinlich welsche Baumeister nach Steyr kommen ließen. Nach 1572 ist der italienische Baumeister Marconi in der Stadt nachweisbar, um 1580 besaßen hier welsche Bauleute das Bürgerrecht. Ls ist begreiflich, daß die Fremdarbeiter bei den städtischen Stinmetzen und Maurern nicht gerne gesehen waren. Im herbst 1580 beschwerten sie sich schriftlich bei der Stadtobrigkeit über den in Steyr beschäftigten italienischen Steinmetz Abkürzungen : St.A.— Stadtarchiv Steyr. F. — Faszikel. K. — Kasten. L. — Lade. Rp. — Ratsprotokoll. VKSt. — Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. ’) V. Preuenhueber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740, S. 258. 2) R. K. Donin, Der österreichische Geist in der Bildenden Kunst. Festschrift Richard Kurt Donin, Wien 1951, S. 442. 52

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