Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 28, Dezember 1967

schaffen.") Schon vorher war im Ratskollegium zur Sprache gekommen, daß man im Plautzenhof (heute Annaberg 4) ein Afz>l für die Ärmsten und Bedürftigsten" hatte. (Es zeige sich aber auch hier, daß „manche autz armuth und noth (Rot) gleichsam ohne (ärztliche) fjülff verschmachten müssen". Nun wurde der bürgerliche Bader und Lhirurg Jacob Schneider beauftragt, wenigstens zweimal im Monat die Kranken zu besuchen und erforderliche Hilfe zu leisten. Der Magistrat erklärte sich bereit, für die Bedürftigsten unter ihnen die nötigen Arzneien zu bezahlen. Spitalsverwalter Sailler, Mitglied des Inneren Rates, wurde angewiesen, den Bader sofort zu verständigen, wenn Insassen des Plautzenhofes ernstlich erkrankt wären. Diese sollten außer den erforderlichen Medikamenten auch noch die notwendigen Lebensmittel erhalten, „da der Magistrat nicht wolle, noch gestatte, dz (daß) jemand aus noth zu grund gehen solle", von dieser Betreuung sollten nur jene Personen ausgenommen werden, die entweder von Handwerkern in das Afzck gebracht wurden oder solche, die Arzneien und Verpflegung aus eigenem vermögen bestreiten konnten. Bader Schneider, der für die Betreuung dieses Armenhauses zuständig war und hiefür mit jährlich zwei Gulden entlohnt wurde, sollte für diese Mehrleistung in Hinkunft sechs Gulden im Jahre erhalten.") Auch der Handwerkerstand hatte gegen große Not anzukämpfen. So geschah es zum Beispiel, daß der bürgerliche Glockengießer Joseph Ernst, Hausbesitzer in Aichet, im November (770 starb, aber kein Geld vorhanden war, um das Begräbnis bezahlen zu können. Die Stadtverwaltung streckte dem „Totenansager" Grienseis die Begräbniskosten von ( Gulden (O Kreuzer unter der Bedingung vor, daß dieser Betrag ersetzt würde, wenn bei der Nachlaßverhandlung so viel übrig bliebe.") Dem in Aichet mit einem Iahresgehalt von 30 Gulden angestellten Schulmeister Wagner war die Gattin gestorben. Er ließ sie feierlich begraben, was Kosten in der Höhe von (3 Gulden verursachte, die vorläufig nicht bezahlt werden konnten. Da Ende April die erste Hälfte des Iahresgehaltes fällig wurde, bat Wagner den Magistrat, ihm diese vorzeitig auszufolgen, um die Schuld abstatten zu Formen.47) Die fünf Schulmeister der Stadt baten Ende Dezember (769 um ein „hinlängliches expediens", damit sie „vor dem Umsturz gerettet werden und ein weniges stllckl brod noch ferner genüssen" könnten. Da den Bittstellern das Gehalt l76l auf jährlich 76 Gulden erhöht worden war, hätten sie sich zu begnügen „und bessere Zeiten abzuwarten", entschied der Rat. Nur dem schon erwähnten Schulmeister Wagner, der bis (769 ein Iahresgehalt von 20 Gulden bezog, wurde dieses auf 30 Gulden erhöht.") Im Juni (767 wurden weitere 200 Blechschildchen mit „aufgeschlagenen Panther tier" (dem Stadtwappen) angekauft, um damit in der Stadt wohnende „Bettler" von Almosen heischenden auswärtigen Armen unterscheiden zu fömrn.49) Um die Lage solcher Arbeitsunsähiger oder alter Personen zu illustrieren, sei erwähnt, daß einem 84 jährigen „Kindesweib", dje „schon so matt, dz (daß) sie zu bietmen Unfähig", von der Stadtverwaltung wöchentlich (0 Kreuzer Unterstützung gegeben wurden?") (Ein drei Pfund schwerer Laib Brot kostete damals 6 Kreuzer. «) RP 1769,227. RP 1766,5. «) RP 1770,292. RP 1771,390. 4=) RP 1769,303. «) RP 1767,131. ») RP 1767,155. 54

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