Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Die Dominikaner-Kirche Etwa dreißig Jahre nachdem man angefangen hatte, die Stadtpfarrkirche zu erbauen, betrieben die Stadtväter die Gründung eines Dominikanerklosters in Steyr. Während in den Städten Linz, Enns und Wels in der zweiten Pälfte des 15. Jahrhunderts bereits Mendikantenklöster bestanden, fehlte im Burgsried der Lisenstadt, damals trotz wirtschaftlicher Rückschläge noch die reichste Stadt im Lande ob der Enns, eine solche Niederlassung. Da ein Predigerorden bevorzugt mürbe'53) kam es im Jahre H72 zur Errichtung eines Dominikanerklosters und zum Bau einer Kirche. Pierllber berichtet preuenhueber in seinen Annalen:153 54 155 * * * * 16 ) „Zu diesen Zeiten haben die Brüder, Dominicaner-Grdens, aus denr Lloster zu Erembs, unterweilen ihren Enthalt und Wohnung, zu Sammlung ihrer Nahrung, allhie zu Steyer gehabt; welchem Drden Anno 1472 verwilliget worden, ein Lloster in der Stadt. zu erbauen, darüber sie vom pabst, dem Kayser,'55) und L. Ersamen Rath drey absonderliche verwilligungs- oder Lonsens-Briefe, (so noch vorhanden) erworben; Und hieraus angesangen, durch der Burgerschafft, und anderer, das Lloster und Kirchen zu erbauen, welches hernach in honorem Annunciationis B. Uirginis Mariae eingeweyhet worden. perr Georg und Wilhelm, perren von Losienstain, Gevettern, haben zu solchen Bau ihr paus,'55) an der Vässl-Gassen,'5p dem Drden zu kaufen geben, der sich hingegen reversirt, in solchen Lloster jährlich etliche Messen zu bestimmten Zeiten, fiir der perren von Losienstain Seelen zu halten. Wider die Erbauung dieses Llosters, und sonderlich der geistlichen Jurisdiction darüber, hat sich zwischen den damahligen Aebten zu Gärsten, Berthold u. Benedict,'53) und gedachten Dominicaner-Drden, ein langwieriger Streit und Rechts-Proceß am päbstlichen Pos zu Rom, und denen von dorten her substi- tuirten Richtern erhoben; Es hat aber doch der Drden obgesieget, und ist durch Pabsts Sirti IV. noch vrhandenen Urtheils-Brief gemeldten Abt und Lonvent zu Gärsten Perpetuum Silentium imponirt worden".'5P Nach Beilegung dieses Konfliktes durch den pabst im Jahre >478 und Fertigstellung des Baues wurde 1485 ein Prior bestellt.'53) Leuchter stifteten 1492 der Nürnberger Kaufherr Kunz Porn und der wohlhabende Steyrer Bürger Fuchsperger. Der oben erwähnte Brand des Jahres J522 vernichtete Kloster und Kirche. Ls ist anzunehmen, daß die unentbehrlichsten Gebäude notdürftig wieder ausgeführt wurden. In der um diese Zeit einsetzenden Glaubensspaltung verschlimmerte sich die wirtschaftliche Lage des Drdens so sehr, daß die Mönche um 153) K. Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung (1933), 8. 34. ,54) V. Preuenhueber, a.a.O., S. 128. 155) Kaiser Friedrich III. erlaubte am Freitag Invocavit in der Fasten 1472 (14. Februar) den Bürgern von Steyr ein Dominikanerkloster zu errichten. StA., I. Schroff, Regesten, Handschrift, Bd. 6. 8. 61. 15|S) Nach F. Berndt sollen es zwei Häuser an der Enns gewesen sein. F. Berndt, Das Dominikanerkloster und seine Kirche. Zum Feierabend, Beilage zur Steyrer Zeitung v. 9. 11. 1950, Nr. 45, S. 3. ,57) Heute Eisengasse. Früher wurden durch diese Gasse die in Fässern verpackten Eisenwaren zu den Wasserfahrzeugen transportiert. ,58) Abt Berthold VI. 1461—1473 ; Abt Benedikt I. 1473—1488. ’59) Eine „Abschrift von Sr. Pabstlichen Heiligkeit Sixti erteilten Concession in der Stadt Steyr ein Dominikanerkloster erbauen zu dürfen“ verwahrt das Stadtarchiv, K. III, L. 34, Nr. 1. 160) K. Eder, a.a.O., S. 35. — F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyer (1837), 8. 159. 68

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