Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 27, Dezember 1966

Die Bewohner von je jo Häusern hatten eine Person für Befestigungsarbeiten beizustellen, da um den Tabor, beim Schloß (Engelseck, an der Peripherie von (Ennsdors und außerhalb der Rollergasse Palisaden auszustellen waren?') Auch der vor dem Nonnenkloster gelegene Teil des Stadtgrabens (heute Promenade) sollte zur Verteidigung hergerichtet werden. Inzwischen hatte sich jedoch das Kriegsglück gewendet. Ungarisches und kroatisches Militär vertrieben in den ersten Dezembertagen Franzosen und Bayern aus Weyer. Gras Segur, der bayrische Gberkommandant des Landes, sah sich daraufhin veranlaßt, die Steyrer Garnison um ein bayrisches Infanterieregiment zu verstärken, dessen Stabskompanie in der Stadt, 500 Mann in (Ennsdors und Steyrdors, weitere qoo Mann in Garsten untergebracht wurden. Gegen die in Richtung Steyr vorrückenden österreichischen Kräfte, die unter dem Gberbesehl des Grafen Rhevenhüller standen, wurden nun auch Verteidigungslinien in Ternberg und Dämbach, sowie eine Vorpostenlinie um Garsten errichtet, wieder hatte die Stadt für diesen Zweck Schanzarbeiter aus der Bürgerschaft über Auftrag der Landschaft in Linz beizustellen??) Der kurfürstliche Brigadier Minueei befahl weiters, das Dach des zur Stadtbesestigung gehörenden „Knöblturmes" im Garten des Psarrhoses abzutragen, um auf der Plattform Kanonen ausstellen zu können?^) Auch die Plattform des im Schloßhos stehenden sogenannten „Römerturmes" war als Geschützstellung vorgesehen. Um ein eventuelles Eindringen der österreichischen Kräfte entlang der Enns verhindern zu können, wurden innerhalb der an ihr verlausenden Stadtmauer Gerüste ausgestellt, damit aus diesen nötigenfalls Soldaten zur Verteidigung Platz fänden. (Ein bayrisches Kürassierregiment löste die Truppen des Prinzen Tingry ab, der mit seinen Soldaten in die Gegend von Kronstorf beordert wurde. Nur Teile einer französischen „Freikomxanie", etwa (50 Mann, verblieben in der Stadt. Die Anwesenheit so vieler Soldaten bereitete dem Magistrate große Sorgen. Schon anfangs Dktober mußten die Bäcker berichten, daß das für die Bevölkerung aus Ungarn herangebrachte Getreide nicht mehr lange Vorhalten werde. Man wüßte nicht, wo man anderes beschaffen sollte, da auch die Grundherrschas- ten der Umgebung ihren Untertanen den verkauf von Getreide verboten hätten. Um sich zu Helsen, beschloß man, dem kommandierenden Gssizier statt der Brotlieserungen Bargeld anzubieten, „da ja die meisten Soldaten das Brot wieder verkauften."^) Um den ärgsten Mangel zu steuern, wurden Mitte Oktober bei der Eisengewerkschast drei Mut Getreide geliehen?^) Die Stände wurden gebeten, irgendwie Getreide zu beschaffen, um der Bevölkerung das tägliche Brot zu sichern. Auch diese Notlage wurde ausgenützt. Die Bäckermeister Damaschko und Forstberger lieferten „ungenießbares Brot" und wurden daher zu je vier Reichstalern Strafe verurteilt. Außerdem ließ der Magistrat wieder eine „Bäcker Schupfen" zur Abschreckung ausrichten?^) Die Bewohner von je 60 Häusern wurden gezwungen, der Landschaft in Linz ein Rind ab- zuliesern, da auch dort, wegen der zahlreichen Besatzung, Fleischmangel herrschte??) Mehrfach gab es Zusammenstöße mit den Zivilisten; den Nachtwäch-* 25 -'1 RP 1741,371. RP 1741,379. ”) RP 1741,373. M) RP 1741,321. 25) RP 1741,330. — 1 Mut = 30 Metzen ä 61,49 Liter. 2«) RP 1741,340. ») RP 1741,377. 31

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