Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 26, Dezember 1965

toirb, daß einer sey zu Steher gewest, wann er anzuzeigen weiß, daß er allda eine Kirchen über einen Wirths-Hauß gesehen".") Mit dem Kirchenbau dürfte jedenfalls folgende Angelegenheit zusammenhängen. Im Jahre 1517 baten die Bewohner der Vorstadt Steyrdorf Abt Ulrich IV. von Garsten, er möge gestatten, daß sich zur Nachtzeit, in der das Steyrtor gesperrt ist, für Versehgänge ein Priester der Stadtpfarre im Spital aushalte und dort auch das Allerheiligste aufbewahrt werden dürfe. Sie ließen um diese Zeit „im Spital" auch ein Sakramentshäuschen errichten. Da der Abt das Ansuchen der Steyrdorfer zurückwies, überreichte fber Bürger Wolfgang Rnmpl Kaiser Maximilian I. 1518 persönlich eine Bittschrift. Der Kaiser erteilte daraufhin am 2. Mai dem Landeshauptmann den Auftrag, mit dem Abt zu verhandeln. Aber erst am 28. Februar 1519, nachdem sich die Bürger auch an den Bischof von Passau gewandt hatten, erfüllte der Abt die Bitte.") Archivalien ans dem 17. Jahrhundert berichten von einem Durchgang für Fußgänger, der wahrscheinlich schon in spätgotischer Zeit über den oben erwähnten Stiegenaufgang durch die Kirche und durch das Spital in die „Steyrdorfgasse" (heute Kirchengasse) führte. Auf Grund einer Beschwerde des Garftner Abtes Anton Spindler befahl am 18. Februar 1617 die Landeshauptmannschaft der Stadtobrigkeit zu Steyr, daß sie „den Durchgang oder die Thier obbemelter Spi- tallkhirchen Inn: vnd bey der Khirchen (weilen derselbe allein für die Jenigen, so sich zur anhöruug des Gottesdienstes in die Khirchen begeben wollen, vnd gahr nit für ainen gemaiuen Liederlichen Durchlaufs erhebt vnd gebauth worden ist) gegen der Steyrdorffgaßen, alßbalten Spörren, vnd hinfiiran allzeit gespürt lassen". Bürgermeister, Richter und Rat aber waren nicht geneigt, diese Anordnung zu befolgen und wandten sich am 3. April an die Niederösterreichische Regierung. „Belanget aber fürs Annder den Durchgang durch das Spital! alhie, vnd die Kirchen darinn", so heißt es in der Eingabe, „hat es damit dise Beschaffenheit, das derselbige nit allererst in wenig Jahr vnd Zeiten eingefürth worden, Sonn- der ye vnnd allwegen, über aller Menntschen gedenckhen, in gebrauch gerne st, darwider auch ainiger hieuoriger Prälat Zue Gärften, noch sonnsten Geistlich oder weltliche Persohn, oder das solcher Durchgang ein Verhinderung im Gottesdienst gemacht hette, sich in geringsten niemallen beschwürt, Sonnder wie der offenbare Augenschein vnd glegenheit des Orths mit sich bringt, hat solcher vonnerster erbauung, solches Spitalls vnd Kirchen, auß nott dahin gericht müssen werden, weill die Gaß vnd farchweeg daneben, also enng, das Zwenn Wägen schwärlich für einander khommen khönnen. Beneben aber alls ein Landtstraß durch das Steyrdorff, augenbltckhlich von fahrendt vnd Reittendten Persohnen gebraucht wirbt, da dann sonderlichen Zu Jar vnd wochen- marckhts Zeiten, ein unmöglich Dinng, daß man annberer gestallt alls durch gedachts Spitall vnd Kirchen darinn, mit dem gehn fürkhommen khündte, Zumall es auch die gelegeuheit vnd Natur des Orths nit gibt, daß man solchen Reitt- vnd sarthweeg, damit zugleich auch die geheuten vnuerhindert hin kommen möchten, ertoeittem khündte, allß da Zu einer feiten das Wasser der Steyr, Zur onnbern der Perg vnd daraufstehenten Heuser,") solches nit zuelassen, wie toter Vnnß destwegen in den Unfallbaren offenbahrn Augenschein Ziehen thuen".30 ") Preuenhueber, a. a. O., S. 41. ”) Leuzeuweger, a. a. O., S. 266 f. — Der Kaplan der Praunaiuierischen Meßstistung und der Geistliche der Messerer-Innung bewohnten das Haus Kirchengasse Nr. 1, das 1521 Lorenz Gutbrot der Messererzeche übergeben hatte. Eder, a. a., O S. 60. 30) Vor Erbauung der Michaelerkirche standen auf dieser Anhöhe 11 Bürgerhäuser. 46

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2