Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

Hirschenhaus bastionär verstärkt und mit mehreren kleinen Durchlässen („Türl") versehen. Im folgenden Jahre verkaufte Kaiser Friedrich der Stadt Steyr die uralte Mühle"!) zwischen dem Enns- und Steyrtor, doch mußte sich die Stadt verpflichten, sie „zur Wehr mit Gemäuer" zuzurichten."2) Sicherlich wurde um diese Zeit auch das ältere Steyrtor umgestaltet."«) ° Auch die Wehrbauten zwischen Burg und Wehrturm beim Pfarrhof dürften in einen besseren Verteidigungszustand versetzt worden sein. Reste der 9 Meter hohen inneren und der vorgelagerten 1,70 Meter hohen äußeren Stadtmauer sind noch vorhanden,"4) ebenso ein Teil des parallel zu den Mauern angelegten Stadtgrabens."^) Angebaut an die Vorhalle dee Stadtpsarrkirche wuchtete über der Psarrgasse das mächtige, bereits 1467 erwähnte St.-Gilgen- oder Pfarrtor, das durch ein Fallgitter geschlossen werden konnte."«) Vom Pfarrhof-Wehrturm verlief der mit Schießscharten und Zinnen versehene Mauergürtel zur Bastei an der Enns. In der Mauer stand ein runder Turm (Bindergassc Nr. 6), der zeitweilig zur Aufbewahrung des Schießpulvers verwende: tourbe."7) Wie aber der südliche und nach der Enns bis zur Dominikanerkirche verlaufende Befestigungsgürtel vor dem Brand des Jahres 1522 tatsächlich ausgesehen haben mag, läßt sich nicht feststellen. Vernichtete doch das Feuer in diesem Bezirk „zwey Stadt-Thore, zwey Pasteyen, eine bey St. Gilgen, und die andere bey der Ennß, da jetzo das neue Thor"«) ist; Fünff Stadt-Thürne: Ein groß Theil an denen Stadt-Wehren.""«) Vermutlich wurde an der Stelle der zerstörten St.-Gilgen-Bastei der dem Pfarrtor in westlicher Richtung vorgelagerte Renaissance-Bau des Garstner $orc3* 120) stadt, von dir muß ich jetzt scheiden, mit G'walt Word' ich jetzt demoliert, daran sind schuld die Zeiten, So manchem steh' ich jetzt im Weg, malt will ja Breite Straßen, zu schmal ist fast a jeder Weg, das Engp tut man hassen . . (O. 83., Von alten Stadttoren in Steyr. Steyrer Zeitung v. 29. 8. '.1926), i") Diese Mühle bestand schon im 13. Jahrhundert. 1287 besaß fiel Markart d. Preu- hafen. F. Berndt, Die Steyrbnrg. Steyrer Volksstimme v. 12. 10. 1938. "2) V. Preuenhueber, a. a. S. 150, , 1 "3) Berndt vermutet, daß dieses Tor schon im 13. Jahrhundert vorhanden war. Das Tor, abgebrochen 1829, zierten der Doppeladler, das Wappen Unterösteirreichs und der steyrische Panther. Eine lateinische Inschrift erinnerte an den Wiederaufbau (1728, Chronogramm) nach beim Brande des Jahres 1727. F. Berndt, ebenda. "4) Mit dem Abbruch der Mauer bei der Stadtpfarrkirche wurde im November 1848 begonnen. Den Schutt verwendete man zur Ausfüllung des Stadtgrabens. A. £. Anton, a. a. O», S. 149. "5) Am 1. 6. 1871 wurde mit der Zuschüttung des nördlichen Stadtgrabens (Promenade) beigonnen. I. Kautsch. Aus den Aufzeichnungen eines Steyrer Bürgers. Steyrer Geschäftskalender 1917, S. 163 f. "«) Die Demolierung dieses Tores wurde am 9. 11. 1846 in Angriff genommen. A. L. Anton, a. a. £>., S. 81. —• Eine Verstärkung der Toranlagen erfolgte in den Jahren 1610 und 1619. Lindncr, Annalen, a. a. D„ S. 202, 352. "7) F. Berndt, Wchrbeifcstigungen, a. a. £)., S. 30. "«) Neutor. "«) V. Preuenhueber, a. a. O,, S. 218. 120) Mit der Abtragung des Garstnertores begann im Herbst 1846 Dr. Jakob Kompaß (Bürgermeister 1864/65), der im Torgraben ein Haus erbaute (Brucknerplatz Nr. 3). Erst im Jahre 1852 wurden die letzten Reste des Tores beseitigt. I. Kautsch, a. a. O. (1913), S. 104. —• F. Berndt, a. a. £).. S. 30. —\ Die von Preuenhueber für das Pfarrtor gebrauchtc Bezeichnung „St. Gilgentor" ging später auf der Stadt Steyr, 1837, S. 15). Nach F. Berndt wurden Pfarr- und Garstnertvr das Garstnertor über. So schreibt Pritz 1837: Ein anderes Thor ist das Pfarr- unb Gilgenthor (St. Aegydithor) . . ." (F. 3£. Pritz, Beschreibung und Geschichte als eine Einheit aufgefaßt und beide/ Tore zusammen als St. Gilgentor bezeichnet. F. Berndt, a. a. O., S. 30. 62

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2