Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 25, Dezember 1964

die „Contagionssperren" aufgehoben wurden. Nur mit den „sächsischen Ländern" war auch weiterhin Handei und Korrespondenz zu unterlassen.«») Doch schon Ende Mai 1682 befahl der Landeshauptmann, den Verkehr mit der Steiermark wieder abzubrechen, da in Graz und der Untersteiermark Seuchen ausgebrochen waren. Daraufhin ließ der Rat, „zu Abtreibung der Verdächtigen Personen", bei den zwei Ennstoren und beim Gilgentor Wachen aufstellen.") Im Jahre 1684 herrschte in Linz die „rote Ruhr".39 40 * 42 * 44) Bürgermeister Schin- nerer erwog, den Verkehr mit Linz einzustellen.") In Steyr waren es nur zwei Personen, die von dieser Krankheit erfaßt wurden.4») Um die bedeutenden Kosten für die sanitären Abwehrmaßnahmen tragen zu können, wandte sich der Magistrat um Beiträge an die Hauptgewerkschaft44) und das „Einnehmeramt" in Sinj.45) Wegen der Pest war auch Kaiser Leopold I. mit seinem Hofstaat nach Prag übersiedelt. Von dort aus besuchte er Linz und am 8. August 1680 auch Steyr. „ ... in sonderbahrer Erwegung", daß der Kaiser zum ersten Male die landesfürstliche Stadt besuchen werde, beschlossen Magistrat und Hauptgewerkschaft, ihn mit der „allermöglichisten Ehrn-Bezeügung vnd höchsten Fremden (Freuden)" zu empfangen. Ende Juli wurde unter der Bürgerschaft eine Musterung abgehalten.4«) Bürger und ledige junge Männer wurden in Kompanien eingeteilt, um Spaliere zu bilden und Wachen zu stellen. Vom Jesuitenorden wurde oberhalb des Bürgerspitales in der Kirchengasse eine Ehrenpforte errichtet, andere Ehrentore wurden auf dem Stadtplatz gegen Enge und Pfarrgasse aufgestellt. Alle diese Tore waren mit symbolischen Figuren und Sinnsprüchen geschmückt. Ganz besonders prachtvoll war das Tor am unteren Stadtplatz, weil es das „Uhralte Jnner- pergerische Aertzt- (Erz-) vnd Berg-Werck, sambt dero Plahöffen (Schmelzöfen), Hammerschmitte, Bergschünner-Knappen vnd andern bey solchem Bergwerck ar- beithenden Leüthen, vnd sich bejindenten Werckhen in schöner Form vnd Figurn . . . representirte". Brücken und Stadtbrunnen wurden mit Girlanden und Blumen geschmückt. Vor dem festlich geputzten Gewerkschaftshaus (heute Pfarrgasse 1) standen beim Einzug Leopolds und seiner Gemahlin zwei Fässer, mit rotem und weißem Wein, der in zwei Bottiche floß, aus denen jedermann trinken konnte. Stadtrichter Wolfs Athanasi Schüchel von Satzbach befehligte als Stadthauptmann die zum Empfange bereitgestellten Bürgerkompanien in der Stärke von rund 1000 Mann. Unter dem Donner von 20 schweren Geschützen und 60 Doppelhaken sowie dem Geläute aller Glocken, hielt der Kaiser seinen Einzug in die Stadt und wurde beim Schnallentor in Gegenwart der Angehörigen des Magistrates vom Stadtschrci- 6et Dr. Raphael Haag begrüßt. Hernach überreichte Bürgermeister Schinnerer dem Kaiser auf einem Samtkissen neue vergoldete und versilberte Stadtschlüssel, die dieser wieder zurückgab. Weitere Begrüßungen erfolgten durch die geistlichen Orden. Mit 200 Studenten erwarteten die Jesuiten den Herrscher. Namens der Innerberger Hauptgewerkschaft begrüßte auch Sekretär Graff- haider den Kaiser. Unter anderem erwähnte er, daß durch die Hauptgewerkschaft „vil 1000 Seelen sich ernähren, dardurch die in die 20 Meil Weegs herumb liegende Clöster vnd Herrschaften, auch dero Unterthanen" für ihre Erzeugnisse, wie Getreide, Schmalz und andere Viktualien Absatz finden und in die Lage gesetzt werden, ihre Abgaben zu bezahlen. Der Redner berichtet auch, daß über den Landes-" 39) RP 1682, 35. 40) RP 1682, 81, 83. 44) RP 1684, 126. 42) RP 1684, 135. «) RP 1684, 145. 44) RP 1684, 68. 45) RP 1685, 83. 4«) RP 1680, 117. 24

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