Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Die Werkstätte Eggers bedeutete für den städtischen Plattnermeister Hans Hörburger eine fühlbare Konkurrenz. Vorerst äußerte er seinen Unmut hierüber in der Scheltung^ der bei Egger arbeitenden Plattner. Er nannte sie Schelme und Diebe, seine Söhne bezeichneten sie als „Eggers gretter".52 * 54 55 * 57 * ) Hörburger aber ging noch weiter. Er sandte 1647 ein Schreiben an den Kaiser, worin er mitteilte, daß Egger den Landesfürsten betrogen hätte, weil er die gelieferten Harnische „nicht in rechter Güte" habe unfertigen lassen. Dies hatte zur Folge, daß der Plattner vom Bürgermeister Egger aus dem Burgfried verwiesen wurde. Er mußte innerhalb 24 Stunden die Stadt verlassen.") Im folgenden Jahre dürfte der Harnischmacher Kaspar Khalchschmidt Egger gekündigt haben, da er um die Verleihung des Bürgerrechtes ansuchte.") 1649 erwähnen die Ratsprotokolle auch den Plattner Hanns Hack.") Die Innerberger Hauptgewerkschast erhielt 1650 vom Kaiser den Auftrag, an Egger 8800 Gulden zu bezahlen, damit er seine „Armatursarbeit" nicht einstellen müsse.") Der Bürgermeister war nämlich durch die nach dem Dreißigjährigen Krieg noch anhaltende Wirtschaftskrise tief in Schulden geraten. Bereits 1651 mußte er wegen uneinbringlicher Forderungen Konkurs ansagen.52) Da er sich in dieser Zeit wenig um seine „Amtsverrichtungen" in der Gemeinde kümmern konnte, erließ ihm der Landeshauptmann im Februar 1651 das Bürgermeisteramt. Gottlieb Schröffl wurde im Juli sein Nachfolger.") Egger hatte gegen Ende des Jahres 1654 seine Schulden getilgt, 1657 gehörte er wieder dem Inneren Rate an.59 * 61 * 63 ) Wahrscheinlich hat er in den folgenden Jahren die Plattner-Werkstätte aufgelassen. Im Jahre 1659 ersuchte auch der bisher bei Egger beschäftigte Plattner Martin Khern um das Bürgerrecht und wurde ein bürgerlicher Meister.") Die Plattner gehörten zum Handwerk der Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher, die Polierer hatten die Hauptlade in Wien.5') Zu Anfang des 18. Jahrhunderts vereinigten sie sich zum Zunftverband der Polierer und Plattner in Steyr. Im Jahre 1716 befand sich die Handwerkslade im Gasthaus des Bartholomäus Gugg (Kirchengasse Nr. 9).“) Das Herbergszeichen und das Siegel dieser Zunft befinden sich heute im Heimathaus der Stadt Steyr. Zu den Gläubigern Eggers zählte auch der im Justiz- und Kameralwesen tätige Johann Weißenberger unter der Herrschaft Steyr, der einen Restbestand an Armaturen") und 10.000 Gulden zu fordern hatte. Egger mußte da52) Ebenda. “) RP 1647, 263. 54) RP 1648, 105. 55) RP 1649, 114. “) F. X. Pritz, a. a. £>., S. 33. 57) A. o. Pantz, a. a. O., S. 35 f. ") Josef Ofner, Das Handwerk der Stadt Steyr in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Landes ob der Enns. Phil. Dissertation Graz (1959), S. 8. ”) A. v. Pantz, a. a. O., S 35 f. ") RP 1659, 173. 61) Noch im Jahre 1696 war der bürgerliche Plattner Thomas Khern beim Handwerk der Schlosser, Uhr- und Büchsenmacher inkorporiert. Stgpr. 1696, Handschrift Nr. 2103, S. 354. ' ' “) RP 1716, 187. — F. Berndt, Häuserverzeichnis (o. I.), fol. 394. 63) Stgpr. v. 4. 10. 1653, Handschrift Nr. 197. 58

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