Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

vom 22. Februar 1628 wieder zurückgegeben. Unter großen Feierlichkeiten erfolgte schließlich am 5. Mai 1628 die Übergabe an Kaiser Ferdinand II., dem bei diesem Anlässe die Erbhuldigung geleistet wurde. Als offizielle Vertreter Steyrs nahmen an dem Festakte Bürgermeister Frizler, Stadtschreiber Sonnenwald und drei Räte teil.") Aus Freude über dieses Ereignis und zum Dank weil man in Steyr endlich die fremden Truppen losbrachtc, wurde am 12. Mai in der Stadtpfarrkirche ein feierlicher Gottesdienst abgehalten.") In den folgenden Tagen rückten die gefürchteten kroatischen Reiter, die lange Zeit in der Stadt gelegen waren, ab. Kurz danach, am 2. Juni, verließen die bayrischen Soldaten Steyr. Dann wurden alle Wachstuben abgebrochen. Systematisch versuchte man die letzten Reste des Protestantismus in Steyr zum Erlöschen zu bringen. Bürgermeister Frizler beantragte in der Ratssitzung vom 8. Juli 1628 sogar einen neuen Friedhof für die „oncatholischen" (Nichtkatholiken) errichten zu lassen. Dieser Vorschlag fand die Zustimmung der anwesenden Ratsmitglieder, die den Bürgermeister und den Ratsherrn Aumaier beauftragten, geeignete Vorschläge zu erstatten. Bemerkenswert ist, daß der von den Protestanten erbaute Friedhof (Taborfriedhof) am 31. August 1628 vom Gar- stener Abte Spindler geweiht wurde?") Als das katholische Ratsmitglied Max Wuschletitsch zugunsten eines protestantischen Apothekers, der sich in Steyr seßhaft machen wollte, versuchte, die Aushebung der Sperre der Scharpfischen Apotheke zu erreichen, wurde ihm vom Rate, unter Hinweis auf die Erlässe des Kaisers und Statthalters, bedeutet, daß man „khaine vncatholischen Persahneu" in der Stadt dulden, noch weniger solche, die andernorts abgeschafft worden waren, aufnehmen und ihnen Unterschlupf gewähren könne?') Um das Bürgerrecht erlangen zu können, wurde, neben anderen Formalitäten, auch die Vorlage eines Beichtzettels Dertangt?2) Auf der Durchreise zum Reichstage nach Regensburg besuchte Kaiser Ferdinand II. am 9. Juli 1630 in Begleitung seiner Gattin, seines Sohnes und zweier Prinzessinnen und eines großen Gefolges die Stadt. Bürgermeister Frizler überreichte dem Kaiser die Stadtschlüssel in einem rotsanrtenen Beutel und Stadtschreiber Greimoldt hielt die Begrüßungsansprache. Die kaiserliche Familie wohnte im Schlosse, die übrigen Gefolgsleute wurden in der Stadt untergebracht. Auf den zweiten Tag des kaiserlichen Besuches fiel das Fronleichnamsfest, an dem sich die Majestäten beteiligten. Die Prozession zog nicht, wie sonst, über die Eunsleite und Neubrücke, sondern des Kaisers wegen nur durch die Stadt. Die Mittagstafel wurde im Kloster Garsten gehalten. Am nächsten Tage reifte man nach Kremsmünster weiter?2) Während im Lande ob der Enns Ruhe herrschte, landete der schwedische König Gustav Adolf am 24. Jänner 1630 mit einem Heere auf der Insel Usedom, um den Protestanten in ihrem Kampfe beizustehen. Er schlug im September 1631* 21 22 ’8) LV 3, 64, 65; LV 6, 89. ") LV 2, 275. 2°) RP 1628, 87, 106. 21) RP 1628, 17, 21, 67. Wuschletitsch erreichte die Wiedereröffnung durch einen Befehl des Statthalters. 22) RP 1628, 23, auch 77 ff. — Der Lebzelter Benedikt Fiedler und der Bürgerssohn Jakob Millner suchten an. Das Lebzelterhandwerk hatte für Fiedler einen Bericht mit dem angeschlossenen Beichtzettel vorzulegen, Millner hatte den Beichtzettel beim Magistrate vorzuweisen. 23) LV 6, 90.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2