Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

Als am 6. September 1629 ein Schreiben der Landeshauptmannschaft um einen Bericht „wegen der Statt anbfolchuer (anbefohlener) völlig reformation" im Rate verlesen wurde, baten die Stadtväter in ihrer Antwort den Bürgermeister Mayr „die reformation... vollendten Zulassen". Dieser habe die Rekatholisierung begonnen und „auch maisteus Zuendt" gebracht.") Aus dieser Eintragung in den Ratsprotokollen gehen eindeutig die Verdienste Mayrs um die Wiederherstellung der katholischen Belange in Steyr hervor. Im Steuerbuch des Jahres 1635 ist verzeichnet, daß Mayr Eigentümer der Häuser Stadtplatz 34 und Berggasse 49 war,") wann er starb ist unbekannt. Nicolaus (Nitlas) Frizler von Ober- und Unterhuthofen (3. 9. 1627 bis Ende Juli 1628, 1630, 1631, 1632, 1633, 1636, 1637) Nicolaus Frizler wurde im Jahre 1574 in Alten-Rappenweil, Schweiz, geboren.') Sein Vater war als „Kommissar" im Kloster des Hl. Meinrad in Ein- stedeln tätig gewesen. Als er gegen Ende des Jahres 1616 nach Steyr zog, waren sowohl sein Vater Nicolaus als auch seine Mutter Eva verstorben. In Steyr vermählte sich Frizler im Jänner 1617 mit Martha Giesing, der vermögenden Witwe des seinerzeitigen Stadthauptmannes, Ratsbürgers und Handelsmannes Andreas Giesing (Güeffing). Von den Erben des Wolf Händl kaufte Frizler am 15. Juni 1617 die Häuser Stadtplatz 32 — Berggasse 47.2) In den Ratsprotokolleu wird sein Name erstmalig am 10. Dezember 1618 erwähnt,2) weil an diesem Tage der Magistrat den Auftrag gab, ihn durch den Stadtrichter Caspar Reichard vorladen zu lassen. Man wollte von Frizler selbst erfahren, welche Gespräche er im Oktober des gleichen Jahres, anläßlich eines Besuches beim Schloßbesitzer Seemann in St. Peter in der Au, über die Eisenhandelsgesellschaft geführt habe. Frizler kritisierte bei Seemann die Gesellschaft und erklärte, daß mit dieser „nichts mehr los" sei. MaU gehe von „Hauß zu Hauß vmb das gellt (Geld) Petteln (betteln)." Weiters hatte er sich geäußert, daß sich in Steyr ein „Fugger"2) befände, der die Anteile der Stadt am Eisenwesen ablösen werde. Schließlich erzählte Frizler über Privatpersonen viel „bößes vud vngleiches", was Seemann empörte. Er betrachtete diese Äußerungen als „Hoch- straffmessigen Exzehs", belegte Frizler mit dem Schimpfnamen „Fütschler" und machte dem Rate Steyrs von diesem Geschehen Mitteilung. Wie der katholische Geschichtsschreiber Linduer berichtet, war Niklas Frizler ursprünglich ein begeisterter Anhänger der Lehren Luthers gewesen. Er schwor diesen jedoch ab und kehrte am Weihnachtstage 1620 wieder zur katholischen Kir-7 7S) RP 1629, 70. ") Stb. 1635, 14. Am 1. 8. 1625 erhielt Mayr von der Stadt die Genehmigung, von einem Brunnen in der Berggasse in feine „behausung" Wasser zuzuleiten (RP 1625, 87). ' ' ’) Berl.-Jnv. vom 13. 10. 1644, K. XI, L. 17, St.A.; protestantisches „Verkündbuch" 1617 im Stadtpfarramte. 2) Kaufbrief v. 15. 6. 1617. 3) RP 1618, 164. 4) Das Augsburger Handelshaus Fugger beherrschte den damaligen Kapitalmarkt. Nach ihm wurden reiche Leut-o als „Fugger" bezeichnet. 39

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