Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 23, Dezember 1962

fangs den Befehl des Statthalters wegen des Kirchen- und Gottesdienstbesuches in Erinnerung. Anschließend gab Bürgermeister Mayr über den „Zustand und Verlauf des Eisenwesens" und die Tätigkeit der derzeit in Eisenerz weilenden kaiserlichen Kommission einen ausführlichen Bericht. Er forderte nunmehr die Anwesenden auf, daß „Jedweder sein kathegorischc erklärung thuN solle", ob er der Ansicht sei, daß die Eisenhandelsgesellschaft das „Jnnerbergische Eisenwesen" erhalten solle und könne. Es sei dabei auch zu bedenken. welche Sicherheiten man füi' die Gesellschaft in Vorschlag bringen müsse. Die Anwesenden erwiderten darauf, daß sie vernommen hätten „dieses werk könne einmal bei dieser so schweren Zeit vd (und) großen geldmangel nit mehr Hergehalten vd verleat" werden. Da sie aber auch gehört hatten, man wolle aus den bisherigen drei Gliedern des Eisenwcsens (Radmeister, Hammermeister, Verlag) einen einheitlichen Körver („gesomptes corpus") schaffen, seien sie der Meinung, daß dies ein „Hochnüßliches werkh" sei, um allen künftigen Ungelegenheiten vorzubeugen. An der in Aussicht genommenen neuen Organisationsform könnte sich dann auch die Stadt beteiliaen. Der einstimmige Beschluß der Sitzungsteilnehmer lautete, daß man an der EisenhandelsgesellschaU. also am Verlage, nicht interessiert sei. Dies sei den jetzt, in Eisenerz befindlichen Abgesandten der Stadt mitzuteilen. damit es diese wieder den „kaiserlichen Kommissaren" „gehorsamblich zu verstehen geben." Anschließend erboten sich die Teilnehmer an der Sitzung ihr „bestes zu thun." Das Geld für die Schuld an die Radmeister sollte aufgebracht werden. Bürgermeister Mayr wurde ersucht, nach Eisenerz zu reisen, um dort über die gefaßten Beschlüsse zu berichten. Dagegen erhob der Bürgermeister Einsvruch. Um eventuellen späteren Nachreden irgendwelcher Art vorzubeugen, verlangte er. daß ibn bei Besvrechung dieser ..hochwichtigen Angelegenheit" noch vier Ratsmitglieder nach Eisenerz begleiten sollten. Hierzu gaben die Räte ihre Einwilligung.^) Mit dem Beschlüsse, die Eisenbandelsgesellschaft aufzugcben, begab sich die Stadt alter Privilegien des Verlages. Insgesamt tagte eine große kaiserliche Kommission vier Monate in Eisenerz. Über Machtspruch des Kaisers kam es dann soweit, daß die „Innerberger Hauvtgewerkschaft der Stahl- und Eisenbandlung in Österreich und Steiermark" gegründet wurdet') Ihre Statuten wurden als sogenannte ..Hauptkapitulation über das neue Hauvteisengewerkschoits- und Compaqnicwösen" am 20. Oktober 1625 veröffentlicht. Dieser Gründung waren auch noch im Stevrer Stadtrate cin- gebende Besvrechungen vorangegangen. In einer von diesen hatte der Stadtanwalt Praunfalk, in Gegenwart der Radmeister und Hammerherren aus Eisenerz, die ebenfalls anwesenden bürgerlichen .Handelsleute aus Steyr aufgefordert, der neuen Gesellschaft ..zu einem guten glücklichen eingang.............. mit einer ergabiaen Summe geldts biß In 30.000 entgegen m aeben vnd zu Hilf zu kommen." Hierauf wurde eine Liste aufaeteat. in die über Büraer und Handelsmann eintragen sollte, was er bis Michaeli ..herschießen" wolle ") Wohl ergaben sich durch den Zusammenschluß Rationalisierungsmöalichkei- ten, doch die Innerberger Hauptgewerkschwt batte schon anfangs kein ausreichendes Betriebskavital. Steyr konnte, troü aller Bemühungen nicht in ersorderlirbem Maße mit Geld beisvringen. da die Stadt selbst unter fast unerträglichem Geldmangel litt und an sie immer wieder neue Forderungen aestellt wurden. Es mußten daher vom Magistrate neue Schulden bei den Eisenhändlern gemacht werden. ‘o) RP 1625, 180. 41) LV 2, 21. «) RV 1625, 181, 182. 189 Erwähnt sei hier, daß bei elfte Steucrkatastcr in Cbcv- Österreich, das „Gültbuch". 1526 an geletzt wurde. 36

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